Wahlkampf

Vom Wahlleiter abgelehnt: links und divers

Heinrich Alexandra Hermann kandidiert für Die Linke und kämpft für Geschlechtergerechtigkeit.

22.09.2021

Von dpa

Heinrich Alexandra Hermann tritt für Die Linke an. Foto: Philipp von Ditfurth

Heinrich Alexandra Hermann tritt für Die Linke an. Foto: Philipp von Ditfurth

Villingen-Schwenningen. Eine Unsicherheit im Umgang beseitigt Heinrich Alexandra Hermann schnell: „Bitte verzichten Sie auf „Sehr geehrter Herr“ oder „Sehr geehrte Dame“; ein einfaches Hallo oder Guten Tag genügt völlig“, heißt es im PS der Mails. Denn Hermann ist weder Mann noch Frau. „Ich bin divers.“ Hermann tritt bei der Bundestagswahl für die Linke im Wahlkreis Schwarzwald-Baar (286) an und will gegen Diskriminierung kämpfen – ähnlich wie die Nürnberger Grüne Tessa Ganserer, die sich als erste deutsche Politikerin während ihrer Amtszeit als transgeschlechtlich geoutet hatte.

Heinrich Alexandra Hermann (45), „Informatiker:in und Softwareentwickler:in“ aus Villingen-Schwenningen, will sich für Klimaschutz einsetzen und für ein besseres Gesundheitswesen – und natürlich für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Das fängt mit Gendern an, also der Berücksichtigung des Geschlechteraspekts bei allen Personen. „Sprachwissenschaftler müssen neben „er/sie/es“ ein viertes sprachliches Geschlecht schaffen“, sagt Hermann.

Nach Angaben des Bundesverbandes Intergeschlechtliche Menschen gibt es schätzungsweise zwischen 120?000 und 160?000 intergeschlechtliche Menschen in Deutschland. Genaue Angaben sind schwierig, weil es keine Statistiken gibt. Der Verband verweist auch darauf, dass einige intergeschlechtlich geborene Menschen nicht wissen, dass sie eine Variante der Geschlechtsentwicklung haben.

So, wie lange Zeit Heinrich Alexandra Hermann. „Ich bin äußerlich als Mann geboren.“ Bis zur Musterung bei der Bundeswehr war Hermann der Ansicht, ein Junge zu sein. Doch das „In-Between-Gefühl“ war schon immer da. Die Jugend war eine schwere Zeit. „Ich war halt anders. Schon in der Schule hatte ich Probleme deshalb. Ich war das Mobbingopfer der Klasse.“ Die Mutter ahnte etwas und kam ihrem Kind entgegen, etwa beim Wunsch nach einem Nachthemd in früher Kindheit. Der Vater tat sich damit schwerer.

„Ich bin anders. Es ist ein Zustand.“ Oft kein leichter: Als Beruf hatte Hermann auf dem Wahlzettel „Softwareentwickler:in“ angegeben – der Bundeswahlleiter habe dies allerdings abgelehnt. Jetzt steht dort „Softwareentwicklung“. Hermann findet das nicht akzeptabel – und diskriminierend.

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Erstellt:
22.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 22.09.2021, 06:00 Uhr

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