Koreanisches Filmteam bei der Demo

Vom Smog in Seoul zu den Gelbwesten in Reutlingen

Bei besonders schlechter Luft schickt die südkoreanische Regierung SMS an sämtliche Handybesitzer des Landes: Sie mahnt die Bevölkerung, nicht ins Freie zu gehen.

17.06.2019

Von lms

Bild: Horst Haas

Bild: Horst Haas

In der südkoreanischen Hauptstadt werden dieses Jahr diese SMS immer öfter verschickt. Und ausgerechnet aus Seoul, der mittlerweile weltweit führenden Stadt in Sachen Feinstaub, kam nun ein Kamerateam nach Reutlingen, um über die Montag-Demos gegen die Dieselfahrverbote zu berichten.

Knapp 40 Demonstranten hatten sich vor der Messstation in der Lederstraße mit gelben Westen zum Protest eingefunden. Nicht alle kamen aus Reutlingen: Am Montag war Besuch aus Stuttgart und Umgebung dabei. Der Hintergrund: Das fernöstliche Kamerateam hatte an Berthold Schönhoff (Bildmitte) aus Vaihingen eine Anfrage geschickt: Es wolle über Umweltschutz in anderen Ländern berichten. Schönhoff versucht landesweit ein Netzwerk gegen Dieselfahrverbote aufzubauen. Und weil in Stuttgart nur noch einmal im Monat demonstriert wird, lotste er die vier Südkoreaner kurzerhand nach Reutlingen.

Die Reutlinger freuten sich über die mediale Präsenz, die sich in diesem Fall allerdings als Missverständnis entpuppte: Während erst Helga Grothe auf einem kleinen Podest in der Lederstraße über Klimawandel sprach und anschließend Alf Löffler über die Auswertungen der Messwerte referierte, kapierte Younghun Choi: „Wir sind hier falsch.“ Denn das Fernsehteam von Edaily hatte eigentlich eine Demonstration für Fahrvebote erwartet. „Wir suchen Leute, die gegen Autos sind“, sagte Choi. „Wir bereisen verschiedene Länder um zu schauen, welche Strategien es für bessere Luft gibt.“ Ganz falsch waren sie damit in Reutlingen schließlich nicht: Die Demonstraten wollen auch keine schlechte Luft, sagte der Organisator der Demos, Rolf Götze. Nur solle nicht der Diesel dafür herhalten.