Fasnet

Vom Bruddeln und Buddeln

Am Dreikönigstag staubten die Stadthexen die Masken im Rottenburger Zunfthaus ab. Die Fasnet 2018 ist eröffnet.

08.01.2018

Von dun

Kaum sind die Weihnachtslieder verklungen und die Christbäume an die Straße gestellt, da geht es in Raudeburg dagegen. Am Abend des Dreikönigstags übernimmt traditionsgemäß Gräfin Mechthild das Regierungszepter, Zunftbüttel Grealenger schwingt seine Glocke, und Hofnarr Haberdrein prangert in einer launigen Rede die Missstände des vergangenen Jahres an. Mit zahlreichen, dreifachen Narri-Narro eröffnete die Rottenburger Narrenzunft am Samstagabend die Fasnet 2018.

„Sie wird eine kurze“, stellte Manuela Kaupp im Gewand der Gräfin sogleich bedauernd fest. Schon in viereinhalb Wochen führen die Hexen ihren Tanz auf dem Marktplatz auf, sagte der im Hofnarrkostüm steckende Arthur Knobelspieß. „Der Hexentanz ist Tradition, und er wird es auch bleiben.“ Auch wenn die Presse darüber negativ berichtet habe, wie im vorigen Jahr.

Doch bis zum fünftägigen Rottenburger Ausnahmezustand vom Schmotzigen bis zum Rosenmontag bleibt noch genügend Zeit, über die Autoritäten herzuziehen. „Während über die Baustellen-bedingte Verkehrsführung am Sülchenknoten gebruddelt wurde“, sagte Halberdrein, habe die Telekom in der Stadt 1000 Löcher aufgebuddelt, so dass die Leute ungesichert über die Straße tappen mussten. „Lähmt schnelles Internet denn den Verstand?“ Den Verantwortlichen hätten ein paar mehr Megabytes nicht schlecht getan, meinte der Hofnarr.

Das Verhältnis zwischen OB Stephan Neher und Kiebingen sei nach kurzer Besserung wieder zerrüttet, frotzelte Halberdrein weiter. Schuld daran sei das Gewerbegebiet Galgenfeld. „Wahrscheinlich tritt Kiebingen als Stadtteil bald aus.“ Dass es sich jedoch dem Erzfeind Bühl anschließe, glaube er nicht.

Entschieden wehrte der Hofnarr sich dagegen, dass in Rottenburg „tote Hose“ sei, wie es in Sozialen Medien verbreitet werde. Und zählte rund ein Dutzend Feste des vorigen Jahres auf. Beim Konzert von Cypress Hill sei vom öffentlichen Cannabisrauchen so viel Rauch aufgestiegen, dass ein Mitarbeiter des bischöflichen Ordinariats dachte, ein neuer Papst sei gewählt worden und „Habemus papam“ aus dem Fenster gerufen habe. Der Hofnarr reimte noch ein paar Zeilen aufs Weggental, wo es so schön sei: „Wir haben dort das Nicknegerle im Winter und das ganze Jahr über die Inder.“

Zeremonienmeister Rolf Eissler schickte die Stadthexen nach dem Maskenabstauben im Zunfthaus zur Fasnetseröffnung in die Stadt. Sie kamen bis zur Brunnenstube.

Nach der Einsetzung der Gräfin Mechthild und der Übergabe der Marotte an den Hofnarren Halberdrein geriet Zeremonienmeister Rolf Eissler selbst in den Fokus: Die Stadthexen staubten ab. Bild: Bernhard

Nach der Einsetzung der Gräfin Mechthild und der Übergabe der Marotte an den Hofnarren Halberdrein geriet Zeremonienmeister Rolf Eissler selbst in den Fokus: Die Stadthexen staubten ab. Bild: Bernhard