Kommentar Handball

Volles Risiko

Nachdem zuletzt vieles darauf hingedeutet hatte, dass der Deutsche Handball-Bund und Christian Prokop getrennte Wege gehen, folgte nun die überraschende Wende. Der 39-Jährige darf trotz des enttäuschenden neunten EM-Platzes bleiben und soll bei der Heim-WM 2019 das Sagen haben.

20.02.2018

Von SEBASTIAN SCHMID

Ulm. Damit geht der Verband volles Risiko. Wohl nicht ganz freiwillig. Denn zum einen hat der DHB mit den 500 000 Euro Ablöse an Prokops Ex-Verein DHfK Leipzig eine Tür geöffnet, die er nur schwer wieder schließen kann. Welcher Verein wird künftig seinen Trainer noch zum Nulltarif der Nationalmannschaft zur Verfügung stellen? Also beschränkt sich die Auswahl auf Kandidaten, die aktuell ohne feste Anstellung sind – und darunter dürfte keiner sein, der Deutschland bei der Heim-WM und bei Olympia 2020 zu einer Medaille führen kann. Doch das sollte den Verantwortlichen bereits nach dem EM-Aus klar gewesen sein.

Statt Prokop direkt das Vertrauen auszusprechen, haben DHB-Präsident Andreas Michelmann und sein Vize Bob Hanning, der seine Zukunft mit der von Prokop beim Verband verknüpft hat, den Bundestrainer mit der wochenlangen Analyse und dem offenen Ausgang zusätzlich geschwächt. Wäre der DHB von dessen Weg überzeugt, hätte man ihm direkt den Rücken stärken müssen. So aber erweckt es den Anschein, dass man nur aus Mangel an Alternativen an Prokop festhält. Keine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft.