Fußball-Legende

Rudi Völler: „Volle Stadien – das möchte ich noch einmal erleben“

Rudi Völler tritt 2022 von der großen Fußballbühne ab. Vor seinem letzten Gastspiel beim VfB spricht der Geschäftsführer über sein bewegtes Leben.

18.09.2021

Von Marco Seliger

Es gibt nur einen Rudi Völler  und der hört im Sommer 2022 auf. An diesem Sonntag kommt Leverkusens Geschäftsführer zum letzten Gastspiel nach Stuttgart. Foto: Krieger /Eibner-Pressefoto

Es gibt nur einen Rudi Völler und der hört im Sommer 2022 auf. An diesem Sonntag kommt Leverkusens Geschäftsführer zum letzten Gastspiel nach Stuttgart. Foto: Krieger /Eibner-Pressefoto

Stuttgart. Rudi Völler kommt – ein letztes Mal. Vor dem Bundesliga-Gastspiel von Leverkusen am Sonntag beim VfB Stuttgart (15.30 Uhr) redet die Legende über ihren nahenden Abschied, Karrierehöhepunkte, aktuelle Ziele – und die Probleme der Nationalelf.

Herr Völler, beginnen wir unser Gespräch mit Ihrem Ende – nach dieser Saison treten Sie nach insgesamt 44 Jahren als Profi, Teamchef und Funktionär auf verschiedenen Ebenen von der großen Fußballbühne ab. Haben Sie sich schon darauf vorbereitet, und wie emotional wird das für Sie, im Sommer 2022?

Also im Normalfall kann ich mit solchen Dingen gut umgehen, ich bin die Emotionen ja nach so langer Zeit im Geschäft, mit vielen großen Siegen und Niederlagen, gewohnt. Aber jetzt kann ich locker darüber reden – wenn es dann so weit ist, packt es mich vielleicht doch emotional. Doch da mein Abschied schon länger feststeht, kann ich mich darauf vorbereiten. Da bin ich trotz meiner sieben Jahre im südeuropäischen Ausland (Völler war von 1987 bis 1994 als Profi für AS Rom und Olympique Marseille aktiv, d. Red.) deutsch geblieben – ich habe so manche deutsche Eigenart nicht ablegen können (lacht) .

Wenn man so will, drehen Sie Ihre Abschlussrunde. Was wünschen Sie sich auf Ihrer Zielgeraden?

Volle Stadien! Das möchte ich noch einmal erleben. Das ist doch das, was wir alle wollen und was wir so vermisst haben. Die Atmosphäre macht den Fußball aus – sicher auch am Sonntag in Stuttgart, auch wenn die Hütte da ja auch noch nicht wieder komplett voll sein darf.

Wenn Sie zurückblicken auf Ihr bewegtes Leben im Fußballzirkus – was war der Höhepunkt?

Unseren WM-Titel 1990 kann man da sicher nicht wegdiskutieren (lacht). Selbst heute werde ich immer wieder darauf angesprochen, oder es kommen auf einmal Beiträge im Fernsehen darüber. Der Erfolg war prägend für viele Menschen in unserem Land.

Wäre gern auch mal Deutscher Meister geworden

Bleibt aber die Klassikerfrage, weshalb Sie in Ihrem Fußballerleben nie deutscher Meister geworden sind . . .

Darauf habe ich meine Lieblingsantwort parat: Stattdessen habe ich die großen, wichtigen Titel gewonnen – Weltmeisterschaft und Champions League! Und glauben Sie bloß nicht, dass das jetzt ein Spaß ist, das ist einfach so (lacht). Aber, wirklich ernsthaft jetzt – es ist nicht so, dass ich nicht gerne mal deutscher Meister geworden wäre.

Die Chancen waren da – als Profi mit Werder Bremen in den 80er Jahren, später als Verantwortlicher bei Bayer Leverkusen. Man denke zum Beispiel ans Jahr 2000, als Bayer mit drei Punkten Vorsprung am letzten Spieltag zur SpVgg Unterhaching reiste und am Ende doch wieder die Bayern Meister wurden.

Ja, das war extrem bitter, fast tragisch. Da wurden hinterher viele Erklärungen gesucht, aber ganz ehrlich: Wir waren damals dem Druck nicht gewachsen, wir haben uns nach dieser Riesensaison in Unterhaching (0:2, d. Red.) kaum eine echte Großchance herausgespielt.

Kommen wir npch einmal zurück ins Hier und Jetzt. Wo steht Bayer Leverkusen leistungsmäßig aktuell, und was ist das Ziel in Ihrer Abschlusssaison?

Wir wollen in die Champions League. Das wäre für mich zum Abschied ein schöner Erfolg. Und ich bin zuversichtlich, dass das trotz großer Konkurrenz möglich ist, denn wir sind in der Breite unseres Kaders etwas besser aufgestellt als in den Vorjahren.

Leidenschaft kommt von Leiden - zuletzt war das nicht mehr der Fall

Die deutsche Nationalelf will bei der nächsten WM 2022 die Herzen des Fußballvolks zurückerobern. Was muss passieren, um die Stimmung im Volk wenden zu können?

Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, ist die Haltung gegenüber der Nationalmannschaft immer kritisch. Aber man hatte zuletzt rund um die EM das Gefühl, dass die letzte Leidenschaft gefehlt hat. Leidenschaft kommt ja von „Leiden“, und diese Bereitschaft fürs Leiden hat deutsche Teams immer ausgezeichnet. Es ist schade, dass das zuletzt augenscheinlich nicht mehr komplett der Fall war.

Europameister Italien hat im Sommer vorgemacht, wie es geht.

Ja, die Italiener haben bei der EM typisch deutsch gespielt. Dabei ist eines klar: Es kann mir keiner erzählen, dass die einzelnen Spieler der Italiener besser waren als unsere, von der Qualität des Kaders her mussten wir uns nicht verstecken. Aber die Italiener haben es uns gezeigt, was den letzten Siegeswillen und die letzten paar Prozent an Leidenschaft angeht – da müssen wir auch wieder hinkommen.

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Erstellt:
18.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec
zuletzt aktualisiert: 18.09.2021, 06:00 Uhr

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