Dettenhausen

Volle Busse, fehlende Kneipen

Wahlkampf Bürgermeisterkandidaten trafen Jugendliche.

29.10.2018

Von Ina Mecke

Der amtierende Dettenhäuser Bürgermeister Thomas Engesser und die Herausforderin Miriam Tartour stellen sich den Fragen und Anliegen der Jugend im Jugendhaus an den Fronlachwiesen. Bild: Sommer

Der amtierende Dettenhäuser Bürgermeister Thomas Engesser und die Herausforderin Miriam Tartour stellen sich den Fragen und Anliegen der Jugend im Jugendhaus an den Fronlachwiesen. Bild: Sommer

Eigentlich fühlen sich die Dettenhäuser Jugendlichen wohl in ihrer Gemeinde. „Die meisten hier sind froh, dass sie in einem Dorf wohnen und nicht in der Stadt“, so Markus Tränkner, Leiter des Jugendtreffs Dettenhausen. Er moderierte am Freitagabend eine Gesprächsrunde mit dem amtierenden Bürgermeister Thomas Engesser und seiner Herausforderin Miriam Tartour. Im Dettenhäuser Jugendtreff hatten Jugendliche und Interessierte die Möglichkeit, den beiden Kandidaten Fragen zu stellen.

Wahlrecht schon mit 16

Zehn Teenager im Alter zwischen 17 und 24 Jahren und sechs weitere Gäste waren gekommen, um den Politikern ihre Perspektiven und Anliegen zu schildern. Obwohl die Jugendlichen in Dettenhausen weitestgehend zufrieden sind, hatten sie einiges auf dem Herzen.

In einer Sache waren sich Thomas Engesser und Miriam Tartour gleich zu Beginn der Veranstaltung einig: Das Wahlrecht ab 16 Jahre begrüßen sie. „Auf kommunaler Ebene hat das Wählen direkte Auswirkung und es ist gut, dass auch Jugendliche daran teilhaben können“, findet Engesser. Bei der Frage, welche Priorität die Anliegen der Jugendlichen bei ihm haben, wollte sich der Amtsinhaber jedoch nicht festlegen: „Es gibt keine wichtigen oder unwichtigen Themen, man muss schauen, welche Probleme akut sind.“ Bei konkreten, umsetzbaren Vorschlägen will er die Jugendlichen aber gerne unterstützen. Seine Herausforderin hatte einen klaren Standpunkt: „Die Themen von Jugendlichen und Kindern sind bei mir ganz weit vorn.“ Die 47-Jährige ist Mutter von drei eigenen Kindern und einem Pflegesohn. Sie beklagte, dass es in Dettenhausen an Kinderbetreuungsplätzen fehle und die Kosten für die Betreuung zu hoch seien. Weiterhin kritisierte sie die überfüllten Busse, in denen die Kinder und Jugendlichen zur Schule fahren. Die überfüllten Busse beschäftige auch die Jugendlichen. Sie baten die Kandidaten um Lösungsvorschläge. „Ich frage mich, warum die Schönbuchbahn in Dettenhausen endet. Man könnte doch prüfen, ob ein Ausbau nach Tübingen möglich ist“, schlug Tartour vor. Der Amtsinhaber erklärte: „Abgesehen davon, dass ein Ausbau sehr teuer wäre, müssten dafür im Naturschutzgebiet Schönbuch Gleise gelegt werden. Das ist ein großes Problem.“

Ärger wegen Lärm

Noch wichtiger als die Anbindung an andere Städte finden die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in ihrer Freizeit in Dettenhausen beschäftigen zu können. Es fehlt den jungen Menschen an Plätzen, wo sie sich treffen können sowie Kneipen oder Diskotheken. Auch das Jugendhaus hat nur begrenzt für sie geöffnet. „Wegen der Trichterlage schallt es in die Nachbarschaft, auch wenn nur leise vor der Tür geredet wird“, so Tränkner. Engesser zeigte sowohl für die Jugendlichen als auch für die Anwohner Verständnis. Er könnte sich vorstellen über eine schalldämpfende Flächengestaltung zu diskutieren, sobald die vor dem Jugendhaus befindlichen Wohncontainer – in denen momentan noch Obdachlose untergebracht sind – abgebaut sind. Auch eine Schallisolierung der Fenster sei denkbar. Tartour sprach sich dafür aus, dass die Jugendlichen mit den Anwohnern ins Gespräch gehen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

In knapp zwei Stunden wurden viele Themen angesprochen, die Dettenhausens Jugend bewegen: Unter anderem Infrastruktur, Ausbildungsplätze und bezahlbarer Wohnraum. Jugendbetreuer Tränkner war es wichtig, dass die Jugendlichen gehört wurden. Er riet ihnen, die Chance zum Wählen zu nutzen: „Auf kommunaler Ebene kann jede Stimme etwas bewirken.“ Die 17-jährige Romy wäre auch so wählen gegangen, „aber ich fand es gut, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, Fragen zu stellen“.