Olympische Spiele

Vogel vergoldet die schwache Rad-Bilanz

Vier Jahre nach dem Olympiasieg im Teamsprint gewinnt Kristina Vogel wieder Gold. In der Königsdisziplin schlägt sie die goldverwöhnten Briten.

18.08.2016

Von DPA

Olympiasiegerin in der Königsdisziplin Sprint: Kristina Vogel. Foto: Eibner

Olympiasiegerin in der Königsdisziplin Sprint: Kristina Vogel. Foto: Eibner

Rio de Janeiro. Kristina Vogel verlor auf den letzten Metern zu Gold ihren Sattel und schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Dann warf sie sich überwältigt zu Boden und vergoss Tränen der Freude. Die 25-Jährige hat sich nach einer Gala-Vorstellung auf dem Holz-Oval zur olympischen Sprint-Königin gekrönt und die britische Dominanz bei den Bahnrad-Wettkämpfen in Rio de Janeiro gebrochen.

„Ich habe gewonnen, ich kann es noch gar nicht glauben, das ist total unreal“, sagte Vogel. „Das ist wohl der erste Olympiasieg ohne Sattel, Wahnsinn.“ Sie sei stolz, dass sie sich nach Platz sechs im Keirin so zurückgemeldet habe. Vogel besiegte am Dienstag (Ortszeit) im Finale Rebecca James mit dem winzigen Vorsprung von vier Tausendstelsekunden im zweiten Lauf und bestieg vier Jahre nach dem Teamsprint-Triumph von London zum zweiten Mal den Olympia-Thron. Bronze ging an die Britin Katy Marchant.

Vogel, das Aushängeschild des deutschen Bahnradsports, bewahrte den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) also mit dem zweiten Edelmetall vor einem Totalschaden in Rio de Janeiro. Ursprünglich hatte der BDR sechs Medaillen als Ziel ausgegeben, was nicht mehr erreichbar ist. Vogel hatte bereits Bronze im Teamsprint gewonnen.

Damit unterbrach Vogel das Gold-Spektakel der Briten kurzzeitig. Die vielen britischen Erfolge – in Rio waren es vor dem letzten Wettkampftag auf der Bahn und dem Omnium-Erfolg von Laura Trott vier Siege – waren Vogel suspekt vorgekommen. „Wenn man die letzten Jahre sieht, waren sie Kanonenfutter. Jetzt kommen sie mit einem Niveau daher. Keine Ahnung, ob die drei Jahre nicht trainieren. Ich will niemandem etwas vorwerfen, aber das ist schon sehr fragwürdig“, hatte die Erfurterin gesagt.

An fünf Wettkampftagen war es für Vogel ein Auf und Ab. Erst die Bronzemedaille im Teamsprint, dann die bittere Schlappe im Keirin, ehe sie schließlich im Sprint wieder in Angriffslaune war. Höhen und Tiefen hat Vogel in ihren noch jungen Jahren schon zur Genüge kennengelernt. 2009 schien ihre Karriere bereits beendet, bevor sie so richtig Fahrt aufgenommen hatte. Nach einem schlimmen Trainingssturz lag sie zwei Tage im Koma. Der damals 18-Jährigen hatte ein Kleinbus die Vorfahrt genommen. Noch heute sind die Narben in ihrem Gesicht sichtbar.

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Erstellt:
18.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 18.08.2016, 06:00 Uhr

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