Corona

Vierte Welle überrollt Europa

Die Landkarte zur Corona-Lage in Europa färbt sich wieder Rot. Es ist das Signal, mit dem die Covid-Experten der Europäischen Union Alarm geben: Portugal, Spanien, die Niederlande, Luxemburg, Malta und Zypern haben die Mediziner der EU-Gesundheitsbehörde ECDC bereits wieder als rot markiert, die Lage dort wird als „besorgniserregend“ eingestuft.

23.07.2021

Von CHRISTIAN KERL

Palma de Mallorca: Ein Corona-Testzentrum in der Nähe des Strandes von Arenal. Foto: Clara Margais/dpa

Palma de Mallorca: Ein Corona-Testzentrum in der Nähe des Strandes von Arenal. Foto: Clara Margais/dpa

Brüssel. In Zypern ist es europaweit am schlimmsten, hier lag die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt bei 816 Infektionen je 100 000 Einwohner. Aber auch die Niederlande (Inzidenz 398) und Spanien (370) melden einen bedrohlichen Trend. „Die Impfkampagne in Zypern ist eigentlich sehr erfolgreich“, sagt EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, die selbst auf der Mittelmeer-Insel zuhause ist. „Aber die Delta-Variante verbreitet sich nun stark unter jungen Menschen, die noch nicht geimpft sind“.

So sei es auch in Spanien. Auch dort melden die Behörden, die hohen Infektionen würden bei jungen Menschen registriert. Auf Zypern werde nun versucht, auch Jüngere zu einer Impfung zu bewegen. Was in Zypern oder Spanien passiert, wird sich schnell andernorts wiederholen. In fast allen EU-Staaten steigen die Infektionszahlen, teilweise in atemberaubendem Tempo: In Malta, Frankreich, Italien und Österreich hat sich das Ansteckungstempo binnen einer Woche mindestens verdoppelt. Schon Ende nächster Woche dürfte laut ECDC-Prognose der Sieben-Tage-Inzidenzwert im europäischen Durchschnitt bei über 200 liegen, eine Woche später schon bei 300.

Impfdruck auf Bürger wächst

Entsprechend alarmiert sind die Regierungen. Auch wenn Krankenhaus-Behandlungen und Todesfälle dank der Impfungen diesmal langsamer ansteigen, werden Lockerungen zurückgenommen, immer öfter Test- oder Impfnachweise verlangt – und vielerorts wächst der Druck auf zögerliche Bürger, sich impfen zu lassen. Die neuen Zahlen bestätigen die Befürchtung, dass Europa das Impf-Wettrennen gegen die Deltavariante verlieren wird – für die angestrebte Herdenimmunität müssten nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen geimpft sein. Selbst beim Impfeuropameister Malta reichte der Impfschutz noch nicht aus, um die neue Welle zu stoppen – in dem kleinen Inselstaat im Mittelmeer haben 83 Prozent der Erwachsenen vollen Impfschutz, trotzdem zählt Malta mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 291 nun zu den Sorgenkindern. Viele Länder vor allem in Mittel- und Osteuropa werden aber selbst das offizielle Ziel der EU-Kommission, bis Ende Juli 70 Prozent der Erwachsenen wenigstens einmal geimpft zu haben, nicht erreichen – Länder wie Bulgarien und Rumänien hinken mit 18 beziehungsweise 31 Prozent hoffnungslos hinterher.

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Erstellt:
23.07.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 23.07.2021, 06:00 Uhr

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