Skispringen
Vier Asse im Ärmel
Weil den deutschen Adlern die Normalschanze von Pyeongchang liegt, dürfen sich Andreas Wellinger und seine Kollegen dort besonders viel ausrechnen.
Zum Nichtstun verdammt: Am liebsten wäre Andreas Wellinger gestern wohl gleich wieder von der kleinen Olympiaschanze in Pyeongchang gesprungen. Doch das Stadion samt Sprunganlage war am Tag vor der ersten Medaillenvergabe heute ab 21.30 Uhr (13.30 Uhr MEZ) geschlossen. Den Qualifikationssieger vom Donnerstag störte das nicht sonderlich: „Ich bin gut vorbereitet auf jeden Tag und jeden Wettkampf“, sagte Wellinger. „Wenn ich mein Zeug umsetzen kann, kann ich vorne mitspringen, das habe ich heute gezeigt.“ Schließlich hat er im Vorjahr WM-Silber auf der Normalschanze gewonnen.
Aber nicht nur Wellinger, auch Richard Freitag (Quali-Vierter), Markus Eisenbichler (Sechster) und Karl Geiger (Siebter) dürfen gleich mit hohen Erwartungen an den ersten Medaillenkampf im Skisprung gehen. Denn Bundestrainer Werner Schuster scheint sein Team richtig gut auf die „Normale“ vorbereitet zu haben, die im Weltcupkalender praktisch nicht mehr auftaucht. „Wir bauen unseren Sprung sehr über den Absprung auf, deshalb kommt uns das gelegen“, sagt Schuster, erklärter Freund der Normalschanze: „Wenn es nach mir ginge, würden wir öfter auf der kleinen Schanze springen.“ Vor allem auf dieser Schanze: Denn die Anlage in Südkorea wurde vom Allgäuer Hans-Martin Renn geplant, dem Erbauer des Bakken in Oberstdorf, wo die Deutschen hauptsächlich trainieren. Laut technischen Daten sind die beiden Schanzen exakt identisch. Auch das kann Andreas Wellinger und Co. im Kampf um Edelmetall zum entscheidenden Vorteil gereichen.
Während Richard Freitag als Gesamtweltcup-Zweiter ohnehin heißer Medaillenkandidat ist, müssen sich Geiger und Eisenbichler jedoch steigern – besonders in Sachen Konstanz. Für ganz vordere Platzierungen reichte es meist wegen eines schwächeren ersten oder zweiten Sprungs nicht. „Ich war hier gleich vom ersten Sprung an deutlich besser als zuvor und konnte mich über die letzten Tage steigern. Ich freue mich jetzt nur noch auf Samstag“, sagte der Oberstdorfer Geiger. Und das Wichtigste für Eisenbichler: „Die Schanze liegt mir.“ In einem Sport, bei dem vor allem Automatismen und Gefühl gefragt sind, kann das ja nicht verkehrt sein.