Traglufthalle als eine Vision

Viele Akteure suchen eine Lösung, wenn das Uhlandbad 2017 saniert wird

Das Tübinger Uhlandbad und das Hallenbad Nord sollen in den nächsten Jahren saniert werden. Das wird zu enormen Engpässen führen. Vereine und Stadtwerke arbeiten an Lösungsvorschlägen.

18.02.2016

Von Ute Kaiser

Dienstagnachmittags geht es im Lehrschwimmbecken des Hallenbads Nord eng zu. Der Tübinger Schwimmverein kann schon jetzt nicht allen Kindern, die schwimmen lernen wollen, einen Platz anbieten. Auch wenn nur eins der beiden Hallenbäder in der Stadt wegen Sanierung schließt, wäre die Not noch größer. Privatbild

Dienstagnachmittags geht es im Lehrschwimmbecken des Hallenbads Nord eng zu. Der Tübinger Schwimmverein kann schon jetzt nicht allen Kindern, die schwimmen lernen wollen, einen Platz anbieten. Auch wenn nur eins der beiden Hallenbäder in der Stadt wegen Sanierung schließt, wäre die Not noch größer. Privatbild

Tübingen. „Wenn die Stadt wächst, muss auch die Infrastruktur wachsen“, sagt Ulrich Fischer vom Tübinger Schwimmverein (TSV). Er ist Leiter der Projektgruppe „Tübinger Bäderkonzept 2030“ (siehe Info). Die Jahreszahl ist bewusst gewählt. Es geht zum einen um die aufwendige und langwierige Sanierung der beiden Bäder im Zentrum und im Norden der Stadt, aber auch um eine aus Sicht der Nutzer notwendige Erweiterung der Wasserflächen.

Als das Uhlandbad vor 100 Jahren gebaut wurde, hatte Tübingen weniger als 30 000 Einwohner. Als das Hallenbad Nord in den 1970ern dazukam, lebten rund 60 000 Menschen in der Stadt. Inzwischen geht sie auf die 90 000-Einwohner-Marke zu, sagt Ulrich Fischer. Noch bis Ende dieses Monats sammelt der TSV Unterschriften für einen Vorschlag, wie zunächst einmal der Sanierungsengpass gemildert werden könnte: durch eine Traglufthalle über dem 50-Meter-Sportbecken im Freibad. Sie soll jeweils außerhalb der Freibadsaison aufgebaut sein. Bisher hat der TSV rund 400 Unterschriften beisammen. Vorbilder gibt es andernorts, und die Investitionen seien nicht so hoch.

Die Traglufthalle sei nur „ein Synonym für eine Lösung, die wir gemeinsam anstreben“, sagt der TSV-Vorsitzende Thomas Fischer. Sie wird am Donnerstag, 17. März, Thema beim Gespräch mit Vertretern der Stadtwerke Tübingen (SWT), die die Bäder betreiben, der Stadt und der Schulen sein. Die Traglufthalle, sei „eine denkbare Option, die auf ihre Machbarkeit geprüft wird“, sagte der für Bäder zuständige SWT-Abteilungsleiter Frank Raible auf Nachfrage. Sollte sie in Erwägung gezogen werden, das erklären auch die Sprecher des TSV, muss noch über die Infrastruktur geredet werden – etwa wie die Umkleiden angebunden werden können.

Der TSV spricht nicht nur für seine knapp über 1000 Mitglieder, mehr als 120 davon leistungsorientiert. Der Verein mit einer Mannschaft in der 2. Bundesliga denkt dabei neben dem Wettkampf-, auch an den Breiten-, Schul- und Rehasport, an die Integration von Flüchtlingen und an private Schwimmschulen. Die Kapazitäten der zwei Hallenbäder reichen für den Bedarf nicht aus.

Gabriele von Kutzschenbach, die geschäftsführende Schulleiterin der Grund- bis Realschulen, könnte ein Buch darüber schreiben, wie komplex es schon jetzt ist, das Schulschwimmen zu organisieren. Wenn ein Bad ersatzlos wegfällt, müsste der Unterricht in Bewegungszeit umgesetzt werden. „Frisbee auf dem Schulhof geht eine Weile gut, aber nicht ewig.“ Die Schulen brauchen Wasserflächen unter anderem für Sportprüfungen, AGs, Kooperationen und den Ganztagsbetrieb. Auf den Unterricht könne nicht verzichtet werden. „Die Hälfte der Kinder in den ersten beiden Klassen kann nicht sicher schwimmen“, sagt sie.

Triathlon boomt in Tübingen. Rund 100 Mitglieder hat die Abteilung des Post SV. Durch den Aufstieg in die Landesliga sei die Abteilung „sehr attraktiv geworden“, sagt deren Leiter Bernd Gugel, der auch sportpolitischer Sprecher der AL/Grüne-Fraktion im Gemeinderat ist. Er kann sich eine Traglufthalle „als Interimslösung“ vorstellen. Der Stadt liegt daran, dass es für den Schulsport, für das Training und den Wettkampfbetrieb eine „gute, einvernehmliche und finanziell tragbare Lösung gibt“, sagt Christine Vollmer, bei der Stadt zuständig für Schulen und Sport.

Das Uhlandbad wird nicht vor Mai oder Juni nächsten Jahres von Grund auf saniert, sagt Frank Raible. Das Konzept stehe, derzeit kümmern sich die Fachleute bei den Stadtwerken um die Ausführungsplanung. Erst wenn die fertig ist, will Raible sich öffentlich auch zu den Kosten äußern.

„Wir wollen eine saubere Planung“, sagt Raible. Dafür würden die SWT einen größeren Aufwand und mehr Zeit in Kauf nehmen. Die Frage, was ein Wachstum der Stadt für die Wasserflächen in Tübingen bedeute, ist auch bei den SWT Thema. Die Antwort darauf hat Konsequenzen für die Sanierung des Hallenbads Nord. Alle Seiten sehen verschiedene Optionen – bis hin zur Erweiterung. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Das denkmalgeschützte Uhlandbad wird, wenn alles glatt läuft, frühestens Ende 2018 runderneuert sein.

Das Bäderkonzept bis ins Jahr 2030 hat viele Unterstützer

Die Bevölkerungsentwicklung in Tübingen war der Auslöser für Vereine und Institutionen, sich Gedanken über ein zukunftsfähiges Konzept zu machen. Die Nachricht, dass die beiden Bäder nacheinander saniert werden sollen, hat den Druck verschärft. Das „Tübinger Bäderkonzept 2030“ wird vom Tübinger Schwimmverein (TSV), von der DLRG, dem Stadtverband für Sport, dem Post SV, der Präventionssportgruppe und der Volkshochschule unterstützt. Zentrale Forderung ist die nach einer Traglufthalle. Zu dem 90 Seiten dicken Papier mit ausführlichen Erläuterungen und Plänen sowie zur Unterschriftenliste geht es über die TSV-Homepage: www.tuebinger-schwimmverein.de