Tennis

Viel zu schnelles Ende

Die Titelverteidigerin und Lokalmatadorin Laura Siegemund scheitert im Achtelfinale von Stuttgart an der US-Amerikanerin Coco Vandeweghe.

27.04.2018

Von HELEN WEIBLE

In ihrem zweiten Spiel beim Heimturnier in Stuttgart musste Titelverteidigerin Laura Siegemund eine Niederlage einstecken und ihre Comeback-Träume begraben. Foto: EIBNER/Michael Weber

In ihrem zweiten Spiel beim Heimturnier in Stuttgart musste Titelverteidigerin Laura Siegemund eine Niederlage einstecken und ihre Comeback-Träume begraben. Foto: EIBNER/Michael Weber

Den roten Sportwagen hatte Laura Siegemund im Blick, als sie sich auf den letzten Metern gegen die drohende Niederlage stemmte. Doch das Tennis der 30-jährigen Metzingerin im Duell mit der US-Amerikanerin Coco Vandeweghe reichte nicht für den Einzug in die Runde der besten Acht. „Laura“ wollte erneut begeistern, für Gänsehaut-Feeling in der Porsche-Arena sorgen. Nun musste sie bereits nach dem zweiten Match zusammenpacken. Das Motto des diesjährigen Porsche Grand Prix lautet „Passion returns“, Leidenschaft kehrt zurück. Man hätte der Titelverteidigerin gewünscht, dass sie ihre Leidenszeit hier in Stuttgart komplett hinter sich lässt und für viele schöne Tennis-Momente sorgt. Doch nach dem 4:6, 6:4, 3:6 und 2:27 Stunden war alles vorbei.

„Ich bin schon wahnsinnig enttäuscht“, sagte die Vorjahressiegerin, „ich habe eigentlich sehr gut gespielt, aber sie hatte in den wichtigen Momenten immer die bessere Antwort.“ Sie hätte gerne noch weitere Matches vor heimischem Publikum gespielt, aber dies hat nicht sollen sein. Vandeweghe habe einfach besser serviert, machte die Metzingerin den Grund für die Niederlage aus. Sie wolle dieses Spiel aber noch genauer analysieren.

Bei ihrer Comeback-Tour 2018 nach den Auftritten auf Sardinien und in Charleston braucht Siegemund nach zehnmonatiger Verletzungspause also noch mehr Matchpraxis, um zu alter Stärke zurückzufinden. Als nächste Stationen hat Siegemund die Turniere im marokkanischen Rabat, in Madrid und Rom geplant, ehe sie im Hauptfeld des Grandslam-Turniers in Paris aufschlägt. In Stuttgart hatte sie 2016 und 2017 einst sechs Top-Ten-Spielerinnen aus dem Weg geräumt. Vandeweghe ist die Nummer 16 der Welt.

Anders als noch in ihrem Erstrundenmatch gegen die Tschechin Barbora Strycova fehlte dem schwäbischen Energiebündel die nötige Raffinesse, um dem kompromisslosen Spiel der US-Lady zu begegnen. Als Siegemund auf den Centre Court kam, dort wo sie vor einem Jahr den großen Finaltriumph gefeiert hatte, sprühte sie erneut vor Elan und Entschlossenheit. In schwarzem Zweiteiler und mit Goldkettchen um den Hals überzeugte sie zunächst mit feiner Ballbehandlung, gefühlvollen Slicebällen, Stopps und Longline-Winnern. Der Lohn: Eine 3:1-Führung. Doch dann der unerklärliche Einbruch. Häufig blieb die Nummer 100 der Welt an der Netzkante hängen oder überzog den Ball. So verlor sie ihr Aufschlagspiel zum 3:3 und gab letztlich auch den Satz verloren. Intensive Rücksprache mit ihrem Trainer Markus Gentner half ebenso wenig wie ein Wechsel des Schlägers Anfang des zweiten Satzes, um eine wirkliche Wende einzuleiten. Das Rebreak zum 1:2 war jedoch wichtig: Siegemund gelang gegen die aufschlagstarke Vandeweghe eine umkämpfte Aufholjagd zum 6:4-Satzsieg. Klar war aber, dass im dritten Durchgang eine deutliche Steigerung her musste.

Doch die Punkte machte die Amerikanerin dank präziser Schläge; grundsätzlich stand Siegemunds Kontrahentin besser zum Ball. 0:3, 1:4, das Aufbäumen der Siegerin der Herzen kam nicht mehr, 3:6 hieß es am Ende. Vandeweghe spielt im Viertelfinale gegen die Weltranglistenerste Simona Halep. Siegemund wird in der Rangliste weit abrutschen und muss andernorts schauen, dass sie WTA-Punkte sammelt.