Die Erddeponien füllen sich

Viel mehr Bauschutt als prognostiziert in der Schinderklinge

Die Schinderklinge ist in etwa drei Jahren voll. Dann soll noch etwas drauf gepackt werden, bevor Steinbrüche im Landkreis verfüllt werden.

14.08.2018

Von Sabine Lohr

Die Deponie Schinderklinge bei Kusterdingen ist fast voll. Es wurden 70 Prozent mehr Material angeliefert als prognostiziert. Luftbild: Grohe

Die Deponie Schinderklinge bei Kusterdingen ist fast voll. Es wurden 70 Prozent mehr Material angeliefert als prognostiziert. Luftbild: Grohe

Der Bauboom im Kreis Tübingen macht sich auch auf den beiden Deponien bemerkbar, auf denen Bauschutt und Erdaushub angeliefert wird – der Schinderklinge bei Kusterdingen und dem Steinbruch Baresel in Frommenhausen. In den vergangenen zehn Jahren haben die dort abgeladenen Mengen so stark zugenommen, dass sie die Prognosen, die 2002 gestellt wurden, um 70 Prozent überstiegen haben. Was übrigens nichts mit Stuttgart 21 zu tun hat, wie Sybille Kiefer, Abteilungsleiterin beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises, versichert. „Auf beiden Deponien wird ausschließlich Material aus dem Landkreis angenommen.“

Noch ist Platz genug auf den beiden Deponien, doch auf der Schinderklinge nicht mehr lange. Wird weiterhin so viel Bauschutt und Erde angeliefert wie in den vergangenen Jahren – im Schnitt rund 150.000 Kubikmeter pro Jahr –, ist die Kusterdinger Deponie in drei Jahren voll. Dann, so Kiefer, soll Material oben drauf gepackt werden, was für weitere vier bis fünf Jahre Kapazitäten schaffen würde.

Und dann? Bevor ein neuer Standort für eine Deponie gesucht wird, sollen die Steinbrüche im Landkreis aufgefüllt werden. „Davon gibt es ja noch einige“, so Kiefer. Steinbrüche seien ideal, denn zum einen sollen die Landschaftslöcher wieder geschlossen werden, zum anderen wird immer weiter abgebaut – was wiederum Platz für den Aushub schafft.

Doch nicht jeder Häuslesbauer kann seinen Aushub einfach zur Deponie bringen. Mindestens 100 Tonnen Material müssen es für die Schinderklinge schon sein. Im Baresel-Steinbruch werden nur Mengen ab 200 Kubikmetern angenommen – so viel wird in der Regel bei einem Einfamilienhaus nur knapp erreicht. Kleinere Mengen nehmen die Deponien nicht an. „Ziel ist, das Material direkt vor Ort wieder einzubauen“, so Kiefer. Sie weist darauf hin, dass etwa für den Hochwasserschutz ja durchaus auch Material gebraucht wird. Der Landkreis habe dafür vor einigen Jahren auch eine „Bodenbörse“ eingerichtet. Dort sollten Anbieter und Abnehmer zusammenfinden. „Das hat aber keine Resonanz gefunden“, so Kiefer.

Wer Material braucht, um sich seinen privaten Hochwasserdamm ans Haus zu bauen oder seinen Garten zu modellieren, wird auf den beiden Kreis-Deponien nicht fündig. Die geben nichts ab. „Wir bauen alles direkt ein“, sagt Kiefer.

Das Abladen ist übrigens nicht ganz billig: 6,50 Euro verlangt der Kreis pro angefangener Tonne. Für die rund 2000 Kubikmeter Bauschutt und Erdaushub, die ein bislang Unbekannter auf dem Rottenburger DHL-Gelände ausgekippt hat, wären also rund 22.000 Euro fällig gewesen – dazu kommen noch die Gebühren fürs Befahren der Deponie. Auf diesen Kosten und auf denen für die Lastwagen samt Fahrern bleibt vorerst die Stadt Rottenburg sitzen, sagt Frank Wolters, Leiter der Abteilung Umwelt und Gewerbe beim Landratsamt. Zumindest, bis der Verursacher gefunden ist.

Wie man Erdaushub und Bauschutt los wird

Mindestens fünf Werktage vor der geplanten Anlieferung muss diese beim Abfallwirtschaftsbetrieb schriftlich angemeldet werden. Dazu gehört auch eine verbindliche Erklärung, die bei der Anlieferung vorgezeigt werden muss.

Bei der Deponie Schinderklinge wird jedes Fahrzeug bei der Ein- und Ausfahrt gewogen und so die abgelieferte Menge festgestellt. Im Steinbruch Baresel werden die Gebühren nach der zulässigen Nutzlast des LKW berechnet.

Pro Bauvorhaben dürfen höchstens 750 Tonnen am Tag angeliefert werden. Um die Rottenburger Innenstadt zu entlasten, gibt es für den Steinbruch Baresel eine weitere Beschränkung: Höchstens 90 Lastwagen pro Tag dürfen zur Erddeponie fahren.

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Erstellt:
14.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 14.08.2018, 01:00 Uhr

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