Tübingen

Viel Vertrauen in Zeitungen

11.02.2017

Von Gernot Stegert

„Lügenpresse“ oder „Lückenpresse“ sind Schimpfwörter rechter Populisten, mit denen diese sich gegen öffentliche Kritik immunisieren. Gewiss, wir machen Fehler und versäumen Dinge. Aber eine Lüge setzt Absicht voraus. Aktuelle Umfragen zeigen nun, dass die Mehrheit der Bundesbürger den Unterschied kennt, sich den „Lügenpresse“-Vorwürfen nicht anschließt. Auch hier hat also nicht recht, wer am lautesten schreit.

Infratest Dimap hat im Auftrag des WDR ermittelt: Die Glaubwürdigkeit der Zeitungen bleibt auf konstant hohem Niveau. 65 Prozent der Deutschen bescheinigen den Tageszeitungen hohe Glaubwürdigkeit. Von 87 Prozent wird die Zeitung sogar als vertrauenswürdigste Informationsquelle benannt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen halten 76 Prozent für vertrauenswürdig; beim Internet sind es nur 40 Prozent. 76 Prozent der Befragten halten die Tageszeitungen für ehrlich; beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind es 66 Prozent; beim Internet nur 44 Prozent. Befragt wurden repräsentativ 1000 Menschen im Dezember 2016.

Die Ergebnisse decken sich mit denen ähnlicher Umfragen. So erstellt die Gesellschaft der PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland alle vier Jahre einen Vertrauensindex für einzelne Medien. Die Werte der Tageszeitungen stiegen sogar (abgefragt im November 2016): bei der Süddeutschen Zeitung zum Beispiel um 11 Prozentpunkte auf 79 Prozent, bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung um 7 Prozentpunkte auf 78 Prozent.

In einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen (ebenfalls vom November 2016) bewerteten die Teilnehmer auf einer Skala zwischen -5 (überhaupt nicht glaubwürdig) und +5 (sehr glaubwürdig) die Glaubwürdigkeit der Mediengattungen. Regionale Tageszeitungen erzielten mit +2,5 den höchsten Wert, dicht gefolgt von den überregionalen Titeln wie FAZ und Süddeutscher Zeitung mit jeweils +2,2. Es folgen

öffentlich-rechtliche Sender mit +1,9. Private TV-Sender liegen bei +/- 0,0. Soziale Medien bilden mit -1,5 Glaubwürdigkeitspunkten das Schlusslicht; übrigens auch in der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen, die Facebook und Twitter zwar viel nutzen, aber der Umfrage nach richtig einzuschätzen wissen.