Drin im Klub der Großen

VfL feiert ersten Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse

Premiere bei den besten 16 Mannschaften der Champions League: Wolfsburg liegt dem brasilianischen Doppeltorschützen Naldo zu Füßen. Dagegen erfährt Bastian Schweinsteiger in England einen Liebesentzug.

10.12.2015

Von SID

Innenverteidiger mit ausgeprägtem Torinstinkt: Naldo. Foto: Imago

Innenverteidiger mit ausgeprägtem Torinstinkt: Naldo. Foto: Imago

Wolfsburg. Als Bastian Schweinsteiger kurz vor Mitternacht wortlos und sichtlich frustriert aus der VfL-Arena flüchtete, hatte sich Naldo die Belohnung für seine erneute Heldentat bereits abgeholt. Der Innenverteidiger mit dem ausgeprägten Torinstinkt ließ sich auf dem Zaun von entzückten Wolfsburg-Fans für seinen Doppelpack und den ersten Achtelfinaleinzug der Klubgeschichte in der Champions League feiern.

"Das ist ein besonderer Moment für uns", sagte Naldo nach dem 3:2 im letzten und entscheidenden Vorrundenspiel gegen den englischen Rekordmeister Manchester United. Den Gruppensieg habe man sich redlich verdient, meinte der Brasilianer: "Die Mannschaft hat nach dem Rückstand gegen einen Superverein wie Manchester eine tolle Leistung gezeigt. Heute wird gefeiert." Der Schreck über den Polizeieinsatz unmittelbar nach dem Abpfiff trübte die Stimmung nur kurz. Anhänger und Spieler durften das Stadion leicht verzögert mit einem ungetrübten Hochgefühl verlassen, weil sich der zunächst als verdächtig eingestufte Gegenstand auf dem Parkplatz zum Glück nur als leerer Karton entpuppte.

Diese Unruhe bekam Schweinsteiger nicht mit, er saß bei der Dopingkontrolle fest. Den erneuten Rüffel seines Teammanagers Louis van Gaal und die harte Kritik in den englischen Medien nach dem peinlichen Aus in der Vorrunde dürften an dem Weltmeister jedoch nicht vorbeigegangen sein. Bei seinem ersten Spiel im ManUnited-Trikot in Deutschland blieb der 31-Jährige bis zu seiner Auswechslung in der 69. Minute blass, vor dem 1:2 durch Vieirinha ließ er sich von Julian Draxler wie ein Anfänger austanzen.

"Ich wechsle einen Spieler nicht einfach nur so aus. Ich kann nicht sagen, dass er der Schweinsteiger aus meiner Zeit in München war", sagte van Gaal. Schon vor dem Spiel war der Niederländer öffentlich erstmals von seinem als Führungsspieler verpflichteten Neuzugang abgerückt.

Laut Statistik gewann der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nur 25 Prozent seiner Zweikämpfe, weshalb der ehemalige Profi John Hartson im Radiosender BBC ätzte: "Schweinsteiger ist nur noch ein Viertel des Spielers, der er früher war." Der Guardian schrieb zu Schweinsteigers schwachem Auftritt in der Autostadt süffisant: "Der Fußballer, der für so lange Zeit wie ein Mercedes geschnurrt hatte, hustete und stotterte, während Spieler mit VW-Logos auf der Brust immer wieder an ihm vorbeirasten."

Der aus Wolfsburger Sicht geschichtsträchtige Sieg mitten in der tiefsten Krise des Mutterkonzerns Volkswagen freute vor allem VW-Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz. "Die Champions League ist für alle wichtig, und wenn man als Gruppenerster weiterkommt, ist das der Hammer", sagte der VfL-Aufsichtsratschef: "Viele unserer Mitarbeiter waren im Stadion, sie werden froh zur Arbeit gehen." Dass auch die Spieler gestern gut gelaunt ihre Regenerationsmaßnahmen ausführen konnten, lag vor allem an Matchwinner Naldo, der gegen Manchester hinten kompromisslos abräumte und vorne im Stile eines Stürmers traf. "Bei Standards sollte man den nicht so ungedeckt lassen", sagte Mannschaftskollege Maximilian Arnold.

Allerdings sah Naldo nach einem Foul die Gelbe Karte und fehlt im Hinspiel des Achtelfinales gesperrt. Der Auslosung am Montag sehen die Wolfsburger gelassen entgegen. "Ich wünsche mir einen Gegner, der mit uns auf Augenhöhe ist", sagte Kapitän Diego Benaglio: "Es wäre schön, wenn wir noch eine Runde weiterkommen würden."

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Erstellt:
10.12.2015, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 10.12.2015, 06:00 Uhr

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