Infektionsgefahr

Verzicht auf Monate hinaus

Jens Spahn fordert zu verändertem Freizeitverhalten auf, um die Corona-Ausbreitung zu verlangsamen.

10.03.2020

Von HAJO ZENKER / NBR

Gesundheitsminister Jens Spahn rät zur Absage aller Großveranstaltungen. Foto: Michael Kappeler/dpa

Gesundheitsminister Jens Spahn rät zur Absage aller Großveranstaltungen. Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin. „Es wird auf Monate Einschränkungen des öffentlichen Lebens geben.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) macht klar: Schnell wird das Coronavirus nicht verschwinden. Die Auswirkungen werden deutlich spürbar sein. Deshalb müsse sich die Gesellschaft und jeder Einzelne fragen: Worauf können wir verzichten? Es sei sicher leichter, auf ein Konzert, einen Clubbesuch oder ein Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit. Wobei auch die Arbeit, wo immer möglich, nach Hause verlagert werden könne.

Dass er sich ausdrücklich für eine Absage aller Großveranstaltungen ab 1000?Teilnehmern ausgesprochen habe, liege daran, dass in bestimmten Regionen und bei bestimmten Ereignissen zu zaghaft vorgegangen worden sei. Mit dem Festlegen der Zahl habe er auch denjenigen den Rücken stärken wollen, die solche Entscheidungen zu treffen haben. Eine hohe Einheitlichkeit ist nach Spahns Auffassung wichtig. Die Zahl 1000 sei dabei quasi ein europäischer Standard, der etwa auch in Frankreich, der Schweiz und Dänemark gelte. Im Übrigen arbeite man in der Bundesregierung daran, die Haftung bei der Absage von Großveranstaltungen neu zu regeln.

Wann Bürger und Unternehmen wieder aufatmen können, bleibt völlig unklar. Auf das Wetter kann man dabei wohl nicht setzen. Bisher hatte man gehofft, dass steigende Temperaturen, ähnlich den saisonalen Grippewellen, dem Virus den Garaus machen. Doch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagt, dass nach neuestem Kenntnisstand es wohl nur eine leichte Verlangsamung der Epidemie im Sommer geben werde. „Das wird nicht von selbst zum Stillstand kommen.“ Man habe eine „absolut ernste Situation“.

Laut Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, verläuft jeder fünfte Coronafall schwer. Diese schweren Fälle dürften „nicht alle auf einmal auftreten“, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Er mahnt: „Minimieren sie Kontakte, überdenken sie Reisepläne!“ Besonders Ältere und chronisch Kranke müssten vor Ansteckung geschützt werden. Für sie sei Corona gefährlich. Einen Impfstoff werde es erst „irgendwann im nächsten Jahr“ geben. Arztpraxen und Kliniken müssten sich auf viele Patienten einstellen. Klar sei: „Auch in Deutschland wird es mehr Todesfälle geben.“ Hajo Zenker

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Erstellt:
10.03.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 10.03.2020, 06:00 Uhr

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