Literatur

Verteidiger der Erzählkunst

Der Schriftsteller Rafik Schami wird 75. Zum?Geburtstag mischt sich in die Freude auch?Melancholie.

23.06.2021

Von DPA

75 Jahre alt: der Schriftsteller Rafik Schami. Foto: Uwe Anspach/dpa

75 Jahre alt: der Schriftsteller Rafik Schami. Foto: Uwe Anspach/dpa

Marnheim. Seine Bücher sind Anleitungen zum Träumen und eine leidenschaftliche Werbung für das Erzählen. Wenn der Schriftsteller Rafik Schami seine Geschichten voller Sehnsüchte, Weisheiten, Humor und Melancholie entblättert, nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch Zeiten, Länder und Kulturen. An diesem Mittwoch wird der in Marnheim lebende Autor 75 Jahre alt.

„Ich werde den Tag wahrscheinlich mit meiner Frau und meinem Sohn verbringen und, wenn das Wetter es erlaubt, lange spazieren gehen“, sagte Schami. Eine „kleine Freude“ werde er bestimmt fühlen, weil er 75 geworden sei. „Als Kind war ich oft krank und glaubte nicht, dass ich alt werde, deshalb habe ich immer sehr intensiv gelebt.“

Nach Party stehe ihm nicht der Sinn. „Nicht nur aus Pandemie-Gründen, sondern auch aus Trauer um die ganzen Entwicklungen in Syrien, dem Libanon, Ägypten, Libyen, dem Jemen, sowie in Palästina und Israel ist mir nicht nach Feiern.“

Schami wurde am 23. Juni 1946 in Damaskus (Syrien) geboren, kam 1971 nach Deutschland und promovierte 1979 in Heidelberg in Chemie. Rafik Schami ist ein Pseudonym und bedeutet „Damaszener Freund“. Sein wirklicher Name lautet Suheil Fadél.

Schami gilt als wichtiger Erzähler deutscher Sprache. „Die Zeit“ nennt ihn den „letzten Wanderliteraten“, und für die „Süddeutsche Zeitung“ ist er „einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart“.

Kritiker schätzen seinen genauen Blick auf den deutschen Alltag, in dem er seit nunmehr 50 Jahren lebt. Mit Witz erzählt der Wahl-Pfälzer etwa über Nudelsalat, den deutsche Gäste bei Einladungen mitzubringen haben, oder das irreführende Wort „Leichenschmaus“. Schami schildert aber auch skurrile Situationen in seinem noch nicht vom Bürgerkrieg zerrissenen Geburtsland.

Von Syrien träume er im Schlaf immer weniger, sagt der Autor. „Aber Tagträume habe ich oft, manchmal kurz vor dem Einschlafen und fast immer beim Aufwachen.“ Vom Wiedersehen mit der Stadt Damaskus träume er jedoch schon lange nicht mehr. dpa