„Ich wäre bereit“

Verteidiger Boateng bewirbt sich beim DFB fürs Kapitänsamt – Berufung als politisches Statement

Bundestrainer Joachim Löw hat noch keinen Nachfolger für Kapitän Schweinsteiger bestimmt. Jerome Boateng zeigt schon mal öffentlich Interesse an dem Job.

03.08.2016

Von SID

Würde für das Kapitänsamt in der neuen Saison zur Verfügung stehen: Fußball-Weltmeister Jerome Boateng. Foto: Imago

Würde für das Kapitänsamt in der neuen Saison zur Verfügung stehen: Fußball-Weltmeister Jerome Boateng. Foto: Imago

New York. Möglicherweise beflügelt durch den Rückenwind der Fans hat Jerome Boateng eine öffentliche Bewerbung als Spielführer der Fußball-Nationalmannschaft abgegeben. „Es ist eine große Ehre, Kapitän der Nationalelf zu sein. Ich wäre jedenfalls bereit“, sagte der Innenverteidiger von Bayern München der Bild-Zeitung. Der 27 Jahre alte Weltmeister hatte sich zuvor in zahlreichen Online-Umfragen als Favorit der Anhänger um die Nachfolge des zurückgetretenen Bastian Schweinsteiger herauskristallisiert.

Dabei ist die Entscheidung wohl längst gefallen. Denn sämtliche ernsthafte Kandidaten – Torhüter Manuel Neuer, Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira und Thomas Müller – standen im EM-Kader. Und dennoch hatte sich Bundestrainer Joachim Löw in allen fünf Spielen, in denen Schweinsteiger nicht von Beginn an spielen konnte, für Neuer entschieden. Eigentlich ein klares Statement.

Dennoch diskutiert Fußball-Deutschland darüber, ob ein Torhüter Kapitän sein kann oder es nicht doch ein Feldspieler sein muss. „Manuel Neuer wäre ein idealer Kapitän. Aber: Ein Torwart ist oft weit vom Geschehen entfernt, kann schwerer eingreifen. Ich kann mir vorstellen, dass Jogi Löw einen Feldspieler bevorzugt“, sagte Franz Beckenbauer, Fußball-Kaiser und selbst von 1984 bis 1990 DFB-Teamchef.

Eine Berufung Boatengs wäre, keine Frage, auch ein politisches Statement. Und das weiß der vielleicht beste Innenverteidiger der Welt auch. Sollte er Kapitän werden, sei das „auch ein Zeichen“, erklärte er während der EM. Und betonte mehrfach: „Es wäre für mich eine Riesenehre, als erster farbiger Spieler die Kapitänsbinde für Deutschland zu tragen.“

Getragen hat er sie schon zweimal: Sowohl im Test 2012 gegen Argentinien, als auch im EM-Vorbereitungsspiel Ende Mai gegen die Slowakei hatte er sie während des Spiels übernommen. Während der EM stieg sein Ansehen weiter: Trotz ständiger Muskelbeschwerden spielte er bravourös, seine Leader-Qualitäten brachten ihm in den Medien den Namen „Boss Boateng“ ein, seine spektakuläre Rettungsaktion gegen die Ukraine machte ihn zur Kultfigur.

Boateng hat auch die flachen Hierarchien in der Nationalmannschaft verinnerlicht. „Das ist ein wichtiges Amt. Du repräsentierst dein Land, du hast Verantwortung“, sagte er zwar: „Aber die Nationalmannschaft hat einige starke Führungsspieler. Den einen Boss gibt es nicht. Jogi Löw wird sicher die richtige Entscheidung treffen, wer Bastis Nachfolger wird.“