Indianer, Schotten und Musikanten

Verrückte Regatta auf dem Neckar beim Kübelesrennen in Bieringen

Die Bieringer Kirbe mit dem Kübelesrennen lockte am Sonntag wieder einmal rund tausend Schaulustige an den Neckar. Mit 22,5 Grad war die Wassertemperatur erträglich.

24.09.2018

Von Andreas Straub

In selbstgebauten Kübele fuhren mutige, kreative und vor allem gut gelaunte Leute am Sonntag ein Stück des Neckars in Bieringen hinab. Der prognostizierte Sturm blieb aus, das Wetter passte mit angenehmen Temperaturen und etwas Wind gut. Rund tausend Schaulustige verfolgten das Spektakel am Ufer und auf den beiden Brücken. Bei den Jugendlichen siegte der „Nacka-Dschungel“ von Familie Noll aus Börstingen, deren Kübel traditionell eher nicht ins Ziel kommen, aber schön gestaltet sind. Bei den Erwachsenen teilten sich zwei Gruppen aus Bieringen/Jagst den 1. Platz: Das schwimmende Kloster Schöntal (auf der Fahne ließ sich die Doppelturmfassade der barocken Kirche erkennen) und die schnaufende Lok „Jim Knopf“, die sich nur schwer über Wasser halten konnte.

Die Südsee-Nixen gingen baden

Los ging es mit den „Südsee-Nixen“ des Teams Mantey. Diese Familie, sagte Moderator Lorenz Truffner auf der unteren Brücke, könne sich „Familie Kolumbus“ aus Bieringen nennen. Sie sei schon viel in aller Welt herumgekommen. Weil sie allenthalben viel Plastik entdeckte, bastelte sie letztes Jahr einen Müll-Kübel. Kurz vorm Ziel fielen die Südsee-Nixen diesmal ins Wasser. Nur Sarah Mantey blieb trocken in der Hängematte. „Das Wasser ist 22,5 Grad warm, also halb so schlimm“, sagte Truffner. Eine „Tonnage-Begrenzung“ habe es indes gegeben, weil der Neckar heuer wenig Tiefgang hat.

Aus dem Ammertal kamen gleich vier Gruppen. Der „Ammertal-Express“ von Bernd Benkelmann aus einer Zinkwanne, der „Raketenbrenner“ von Fabian Flaisch und dessen kleiner Bruder, der „Raketenkübel“. „Ich bin der König der Meere“, rief Flaisch. Jüngster Teilnehmer von der Ammer war der „Jammertal-Express“. „Die Ammertal-Armada hat die meisten Rennen auf dem Buckel, seit zwanzig Jahren fahren sie mit“, sagte Moderator und Organisator Hermann Blöchle an der oberen Brücke. Premiere auf dem Neckar feierte der Musikverein Empfingen. Die Teilnahme soll eine nächtliche Schnapsidee der Musiker und ihres neuen Bürgermeisters Ferdinand Truffner gewesen sein. Weil das Kübele die Testfahrt bestand, musste Truffner seinen Wetteinsatz einlösen und ein Fass Bier spendieren. Das Floß war überladen mit lustigen Musikanten, die Stimmung aber umso besser.

Mit dem „Neckarnessie“ fuhr Simone Nadler. Die Schotten aus dem Hochmoor erwiesen sich als flusstauglich. Dennoch musste kräftig gestochert und gepaddelt werden, um voran zu kommen. Das KKK-Kübele um Team Memo hatte sich kurzfristig noch zur Teilnahme entschlossen. Für den „Einbaum“ von Markus Schwab und Wolfgang Paetz seien mehrere Motorsägen verschlissen worden, berichtete Blöchle. Das verbrauchte Benzin könne nur in Barrel gemessen werden. „Tagelang wurden Wurstsalat, Pizza und Weizenbier ins Starzeltal gebracht, damit die beiden mit dem nötigsten versorgt werden konnten“, so Blöchle. Der Baum (eine Pappel aus Wendelsheim) habe eine Länge von fünf Metern und sei ursprünglich 5 Tonnen schwer gewesen.

Als Schwan schipperte ein „Fusionskübel“ des TC Wachendorf und TC Bieringen über den Neckar. Motto: „Mein lieber Schwan“. Eine Szene aus der bekannten Blasmusikpolka „Auf der Vogelwiese“ stellte der Musikverein Nabern dar. Bei der Polka geht es um einen Festzeltbesuch, der unter der Bierbank endet. Im „Weißen Hai“, der blau war, fuhr Georg Eckert mit. In geheimer Mission auf dem Neckar unterwegs waren Jason Britt (9), Arik Lüken (10) und Till Lüken (8). Mit Schlapphüten, aber ohne Rückspiegel, beobachteten sie die Lage. Die „Jungen Wilden“ um Bernd Brenner hatten einen VfB Kübel samt Maskottchen, Tor und Fußball gebaut. Moderator Blöchle animierte das Publikum zu Fangesängen.

Ersatz für die Landesgartenschau

Auf einem Traktor fuhr Baubürgermeister Thomas Weigel über den Neckar. „Sie können sich völlig entspannen, da Bieringen als Gewerbegebiet nicht in Frage kommt“, scherzte Blöchle. Falls doch, müsste die Neckarhalde als Retentionsfläche geflutet werden. Da Rottenburg keine Zusage für die Landesgartenschau erhalten hatte, brachten fünf junge Frauen des Musikvereins Bieringen mit Liegestühlen, Palmen und Schaufeln als Paddel ein wenig Gartenschau auf den Neckar. Für Stimmung am Ende sorgte die Lumpenkapelle Schwalldorf um Kapitän Heinz Wütz, die in weißen Hemden auf ihrem Floß Musik machte.

Am Samstagnachmittag hatte der Musikverein Bieringen das Fest musikalisch eröffnet. Danach stieg die Wasenparty mit Dirndl und Leserhosen, bei der die Schönis für Stimmung im Zelt sorgten. Schon in den frühen Abendstunden war es rappelvoll, die Stimmung nach Angaben von Besuchern prächtig.

Am heutigen Kirbemontag beginnt um 14.30 Uhr der Kinder- und Seniorennachmittag und um 18 Uhr das Handwerkervesper mit Schälripple. Es spielen die Musikvereine aus Obernau und Wiesenstetten.