Basketball

„Verkleinerung der Liga kein Thema“

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz spricht sich gegen eine Reduzierung der Bundesliga aus. Reines Pokalfinale soll Top Four ablösen. Standards werden deutlich angezogen.

23.02.2018

Von TGO

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz findet, dass die Basketball-Bundesliga medial deutlich unterbewertet ist. Foto: Schwerdtfeger

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz findet, dass die Basketball-Bundesliga medial deutlich unterbewertet ist. Foto: Schwerdtfeger

Ulm. Seit drei Jahren ist Dr. Stefan Holz Geschäftsführer in der Basketball-Bundesliga (BBL). Anlässlich der Pokalendrunde in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena nahm sich der 50-Jährige Zeit für ein Interview über Basketball, Pokal, TV und jede Menge Zahlen.

Herr Dr. Holz, die Liga denkt darüber nach, den Pokalmodus zu ändern. In welche Richtung soll es gehen?

Dr. Stefan Holz: Das ist richtig, aber noch nicht spruchreif. Ein neuer Modus müsste sportlich attraktiver sein, eine höhere Reichweite in den Medien generieren und wirtschaftlich Sinn machen. Geplant wäre dann, dass der Wettbewerb 16 Teams umfassen würde – ohne die Aufsteiger.

Heißt: Die Zweitligisten sind weiterhin ausgeschlossen.

Ja, wir bekommen eine weitere Runde im Terminplan einfach nicht unter. Grundsätzlich finde ich die Pokalromantik, also der Kleine schlägt den Großen, auch schön, aber im Basketball ist es doch noch etwas anders.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kleiner einen Großen schlägt, ist im Basketball niedriger als im Fußball. Aber ist die sportliche Kluft zwischen erster und zweiter Liga nicht kleiner geworden, sodass es doch häufiger möglich ist?

Natürlich, man sieht das auch an den Aufsteigern, die in der BBL eine gute Rolle spielen. Aber das müssen wir jetzt nicht diskutieren. Zunächst würden wir mit 16 starten – wenn überhaupt.

Sieht der neue Modus auch ein Top Four vor?

Die Idee ist, mit dem Finale auf ein Fußball-freies Wochenende, zumindest ein Wochenende ohne Bundesliga-Fußball, zu gehen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. In diesem Fall müssten wir vom internationalen Rahmenterminplan im Basketball abweichen. Der sieht für alle Ligen in Europa an einem Februar-Wochenende ein Fenster für die Pokalendrunden vor. Würden wir jedoch unser Endturnier an einem anderen, eben einem Fußball-freien Wochenende austragen, würden wir mit der Euroleague kollidieren. Deshalb könnte ein einziges Finalspiel am Sonntag eine Option sein.

Wird das Finale vielleicht mal für einige Jahre an einen festen Ort vergeben, wie im Fußball eben Berlin?

Das ist bis auf Weiteres keine Option. Darüber haben wir nachgedacht, auch über einen neutralen Austragungsort. Aber das macht aus unserer Sicht derzeit keinen Sinn. Man hat jetzt wieder in Ulm gesehen: Zu einem Großteil sorgen die Fans der Gastgeber für die tolle Atmosphäre in der Halle.

Im Sommer werden die TV-Rechte an der Basketball-Bundesliga neu vergeben. Wie ist der Stand der Verhandlungen? Was wünschen Sie sich?

Wir haben den Auftrag der Kubs, beide Enden zu optimieren – also sowohl höhere Lizenzerlöse als auch mehr Reichweite.

Können Sie konkreter werden oder zumindest erklären, wieviel Geld jeder Klubs aus dem TV-Topf bekommt?

Leider nein. Es gibt auch keinen reinen „TV-Topf“. Vereinfacht gesagt, fließen die Erlöse aus der zentralen Vermarktung von Sponsoring und den Medienrechten zunächst in die BBL GmbH. Der Gewinn der GmbH nach Abzug der Kosten beispielsweise für die Spielbetriebsorganisation und die Schiedsrichter wird dann an die Vereine ausgeschüttet.

Wieviel stammt denn nun aus den TV-Rechten?

Ohne dass ich jetzt Zahlen preisgebe, kann ich sagen, dass andere Ligen im nationalen und internationalen Vergleich höhere Medienrechteerlöse erzielen.

Mit welchen potenziellen TV-Partner verhandeln Sie?

Die Telekom ist unsere erste Option, und wir sind mit der Plattform Telekom Sport sehr zufrieden.

Gehen Sie mit externem Sachverstand in die Verhandlungen, zum Beispiel mit einem Uli Hoeneß, der sicherlich Türen öffnen kann?

Ich will hier auch Herrn Stoschek aus Bamberg nennen. Es wäre doch grundverkehrt, wenn ich auf diese enormen Erfahrungen nicht zurückgreifen würde. Aber dieses Thema gehört auch zu meiner Kernkompetenz.

Es gibt mehrere potenzielle TV-Partner. Besteht nicht die Gefahr, dass der Kunde langsam die Übersicht verliert und nicht mehr weiß, wo welche Sportart übertragen wird?

Ich weiß nicht, ob wir zurück wollen in die Zeit, als einzig die ARD-Sportschau nur drei Fußball-Bundesligaspiele am Samstag in Ausschnitten gezeigt hat. Sport ist oft der entscheidende Content für Medienanbieter, aus diesem Grund besteht ein Bieter-Wettstreit um die Rechte. In England drängen Amazon und Facebook auf den Markt und versuchen, sich ein Stück des Fußball-Kuchens zu sichern. Sportrechte werden stärker zergliedert werden, damit mehrere Medienanbieter bedient werden können.

Ist die Zergliederung Ihr Wunsch für die TV-Verhandlungen?

Ich bin für die BBL kein Freund einer Aufsplittung. Einen Partner zu finden, der alles bündelt und idealerweise auch internationale Wettbewerbe überträgt und Spiele der Nationalmannschaft, quasi ein „Home of Basketball“, wäre ein sinnvolles Szenario.

Es gab lange keine Insolvenz eines BBL-Klubs. Wie steht es um die Liga?

Sie hat sich gut entwickelt – auch, weil wir aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Einige Klubs, die beim Lizenzierungsverfahren Auflagen zu erfüllen hatten, wie beispielsweise Gewinne zu erwirtschaften und damit Schulden abzubauen, haben so den Turnaround geschafft.

Was haben Sie denn an Regeln geändert?

Zunächst einmal die enge Begleitung der Klubs durch die Liga, damit Überschüsse erzielt werden konnten. Zweitens werden wir ab der kommenden Saison die Eigenkapitalausstattung deutlich erhöhen. Die Klubs werden dann 250?000 Euro Eigenkapital nachweisen müssen. Bisher sind es 100?000 Euro.

Überfordern Sie damit kleinere Klubs?

Das sollte keinen Klub überfordern. Zudem haben sich die Klubs für diese Neuerung ausgesprochen und diese letztlich beschlossen. Und sollte es einen Klub tatsächlich überfordern, dann wäre er wohl nicht BBL-fähig.

Folgt daraus, dass Klubs mit einem eher geringen Etat raus und mehr Teams aus Metropolen in die BBL sollen?

Es geht nicht darum, kleinere Klubs durch die Hintertür aus der Liga zu drängen. Am Ende steigt man sportlich ab oder auf. Darum geht es. Wer die BBL-Bedingungen erfüllt, der ist herzlich willkommen. Natürlich wäre es im Sinne der gesamten Entwicklung wünschenswert, wenn mehr große Städte in die BBL drängen würden. Wichtig ist jedoch, dass die Mischung stimmt.

Ist mit diesem Ansatz auch die Verkleinerung der Liga vom Tisch?

Die Verkleinerung der Liga ist kein Thema.

Wird aber immer wieder zum Thema gemacht.

Für uns ist das kein Thema. Die 18er Liga ist festgeschrieben.

Gibt es für die neue Saison, abgesehen von der Erhöhung der Eigenkapitalquote, weitere Veränderungen bei den Standards?

Die Hallengröße mit mindestens 3000 Zuschauern wurde letztmals 2002 verändert. Angesichts dieses Zeitraums ist es durchaus legitim, über eine Anpassung nachzudenken. Da gilt auch für den Mindestetat von zwei Millionen Euro, für Aufsteiger 1,6 Millionen. Aber so weit sind wir noch nicht. Wie bereits gesagt: Das sind Überlegungen, die möglicherweise irgendwann zum Tragen kommen könnten.

Nehmen wir als Beispiel die Tigers aus Tübingen, die wohl absteigen, aber vermutlich auch wieder aufsteigen wollen: Die hätten Probleme mit der Hallengröße.

Tübingen mit seiner kleinen Halle könnte zum Beispiel darüber nachdenken, Spiele in Stuttgart auszutragen, um dadurch die rechnerische Zuschauerkapazität zu erhöhen. Der Mitteldeutsche BC ist heute schon in jeder Saison in Leipzig zu Gast, Bremerhaven zwei- bis dreimal in Bremen – und Gotha trägt alle Partien in der Messehalle in Erfurt aus. Manchmal müssen wir die Klubs zu ihrem Glück zwingen.