Tübingen · Appell

Vergesst die Kultur nicht!

Fördervereine von Kulturinstitutionen aus der Region Neckar-Alb wenden sich an die Bundes- und Landespolitik.

22.02.2021

Von wit

Jochen Gewecke vom LTT-Freundeskreis

Jochen Gewecke vom LTT-Freundeskreis

„Es ist höchste Zeit“, finden die Kultur-Fördervereine der Region, um sich zu einer
gemeinsamen Wortmeldung an die gewählten Bundestags- und Landtagsabgeordneten „ausgewählte Kandidierende für den Landtag“ zu wenden. „Schön wenn er auf fruchtbaren Boden fällt“, heißt es zu dem Offenen Brief, der folgenden Wortlaut hat:

Sehr geehrte Abgeordnete,

heute schreiben wir Ihnen mit einem besonderen Anliegen: Wie geht es weiter mit unseren Theatern und in den Orchestern, in den soziokulturellen Zentren und mit all den vielen anderen kleinen und größeren Orten, an denen bisher große Kunst gedieh? Wir, das sind neun Vorsitzende und Gremien der Fördervereine und Trägervereine der Kultureinrichtungen in der Region Neckar-Alb. ,Es ist allerhöchste Zeit, dass wir uns untereinander vernetzen und uns zu Wort melden’, so Jochen Gewecke von den LTT-Freunden!, von dem die Initiative zu diesem Schreiben ausging.

In einer Zeit, in der die Inzidenzzahlen stark rückläufig sind, sprießen die Forderungen nach Öffnung natürlich überall. Der sogenannte ,Lockdown light’ im vergangenen November brachte seinerzeit keine messbare Entspannung bei den Infektionszahlen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Hygienemaßnahmen der Kultureinrichtungen waren so gut und wirkungsvoll, dass ihre Schließung null Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben konnte! Statt dessen traf er die Kulturschaffenden
bis ins Mark.

Wenn jetzt also darüber nachgedacht wird, in welcher Reihenfolge wer wieder öffnen darf und wann, weisen wir auf zwei Punkte besonders hin:

Erstens: Wer ging zuerst in den Lockdown und hat damit
ohne zu murren und am längsten Solidarität mit der Gesellschaft bewiesen? Zweitens: Wo sind Öffnungen möglich, ohne dass neue Gefahren für das Infektionsgeschehen entstehen? Viele Studien, aktuell eine wissenschaftliche Vergleichsstudie zum Infektionsrisiko über Aerosole in Räumen, kommen zu
dem Ergebnis, dass Theater, Opern, Orchester und Museen die relativ sichersten Orte im Land sind: Bei einer 30-Prozent-Belegung, mit den entsprechenden technischen Anlagen sowie Mundnasenschutz liegen sie weit vor dem ÖPNV, Supermärkten, Schulen oder Büros.

Die Menschen haben Hunger. Sie sind ausgetrocknet. Ihnen fehlt Nahrung für die Seele. Denn Kunst ist Lebensmittel.

Deshalb appellieren wir an Sie: Setzen Sie sich dafür ein, dass einer der größten – und zugleich fragilsten – Wirtschaftszweige in Deutschland, nämlich die Kultur, wieder zum Leben erweckt werden kann. Setzen Sie sich dafür ein, dass die Kunstschaffenden und die Kulturinstitutionen in schwierigen Zeiten ihre Existenzgrundlage bewahren können. Helfen Sie mit, dass die Förderung der Kultur auf allen Ebenen weiterhin den hohen Stellenwert genießt, der ihr zukommt: im Bund, im Land, aber auch in den Kreisen und den Kommunen.

Die Menschen brauchen eine Perspektive. Geben Sie ihnen
eine – jetzt!

Auf Ihre Antwort freuen wir uns sehr!

Es grüßen Sie herzlich

Heidemarie Arnold, Freundeskreis der Württembergischen Philharmonie Reutlingen

Der Aufsichtsrat des Kulturvereins franz.K

Werner Fröhlich, Förderverein Theater Lindenhof

Jochen Gewecke, LTT-Freunde

Thomas Lambeck, Theaterverein Reutlinger Theater in der Tonne

Dittmar Lumpp, Trägerverein Theater am Torbogen

Reinhold Mayer, Förderverein Theater am Torbogen

Jörg Robert, Freundeskreis des Zimmertheaters/Institut für

theatrale Zukunftsforschung (ITZ)

Adalbert Sedlmeier, Sudhaus

Bilder: Jochen Gewecke/

Fördervereine

Werner Fröhlich vom Förderverein Theater Lindenhof

Werner Fröhlich vom Förderverein Theater Lindenhof

Reinhold Mayer Förderverein, Theater am Torbogen

Reinhold Mayer Förderverein, Theater am Torbogen