Valley of Love

Valley of Love

Huppert und Depardieu spielen ein geschiedenes Paar, das sich nach dem Selbstmord seines Sohns im Death Valley zur Trauerarbeit trifft.

21.01.2016

Von Wilhelm Triebold

Während der letzten Filmtage war Guillaume Nicloux‘ abgedrehte Klamotte „Die Entführung des Michel Houellebecq“ ein Geheimtipp, mit Skandalnudel Houellebecq persönlich als notorischer Nervensäge. „Valley of Love“ ist dagegen die Ausweitung der Kampfzone: Isabelle (Huppert) und Gérard (Depardieu), beide im Filmgeschäft und längst getrennt, nehmen sich in kalifornischer Bruthitze ihrerseits in Geiselhaft, weil ihr dahingeschiedener Sohn das aus dem Jenseits so verfügt hat. Prompt gehen sie sich gehörig auf den Geist, um sich als halbwegs verwandte Seelen dann doch wieder zu entdecken.

Was sich erst arg nach Mystery-Sperenzchen oder Spökenkiekerei anfühlt, entwickelt sich dank des französischen Altstar-Gespanns Huppert und Depardieu zum todeslustig-lebenstraurigen Kammerspiel. Dass die Schauspielerin unter ihrer fragil-zickigen Kratzbürstigkeit immer wieder wunde Befindlichkeiten bloßlegt, ist hinlänglich bekannt, und das passt auch bestens auf diese Partie einer Rabenmutter mit postum eintretendem Schuldkomplex.

Wie feinfühlig aber Depardieu nach wie vor agieren kann, wenn man ihn lässt, war über die vielen Eskapaden zwischen Kremltür und Flugzeugflur etwas in Vergessenheit geraten. Er bleibt ein kolossaler Darsteller, der seine inzwischen einschüchternde Korpulenz raumfüllend in Szene setzt (wie etwa auch der späte Marlon Brando). Dazu die Gesichtslandschaft, ähnlich zerklüftet wie das Tal des Todes. Vor allem Depardieu zuzuschauen bereitet hier einiges Vergnügen. In den Schlüsselszenen wird Charles Ives‘ Rätselmusik „Unanswered Question“ eingespielt, und tatsächlich bleiben die letzten Fragen in diesem starken Film unbeantwortet.

Isabelle Huppert und Gérard Depardieu bei der Trauerarbeit - phantastisch.