Tübingen · Weihnachtsspendenaktion
VSP-Gärtnerei: Ein Haus für mehr Normalität
Die Gärtnerei des VSP bietet Menschen eine Beschäftigung, die Stabilität brauchen. Bald soll das Gemüse offiziell vermarktet werden.
Wegen der Renaturierung des Neckars musste die Gärtnerei des VSP nach rund 15 Jahren Anfang des Jahres von der Gartenstraße in die Weststadt umziehen. „Das war ein idealer Standort am Neckar“, sagt VSP-Geschäftsführerin Barbara Wolf. Gut erreichbar. Klein und kuschlig. Bäume und Büsche gaben vom Fußweg keinen Blick frei auf die psychisch Kranken, die in der Gartenarbeit Stabilisierung und ein Stück Normalität wiederfinden. Nach anfänglicher Skepsis, sind die Verantwortlichen nun aber auch glücklich über das deutlich größere Grundstück im Ammertal.
Es ist Spätsommer. Große Sonnenblumen wachsen am Grundstücksrand. Fein säuberlich in Reihen ist Gemüse angepflanzt, Salate, Kohl wächst schon, Bohnen ranken sich in die Mittagssonne. Unter dem Folientunnel duftet es nach Tomaten. Franziska Schüle bindet mit einigen Frauen kleine Sträuße, die wie auch das Gemüse an einem kleinen Stand am Radweg verkauft werden. Hofverkauf. Franziska Schüle ist Gärtnerin, sie arbeitet schon lange für den VSP. „Es war schlimm für uns, dass wir die Gärtnerei in der Gartenstraße aufgeben mussten“, sagt sie. „Aber es ist schön hier. Jetzt ist es vielfältig und bunt. So, wie die Menschen hier. Viele bunte Menschen.“
Es sei viel Arbeit gewesen, der Umzug, sagt Kerstin Weiß, Bereichsleiterin für Tagesstruktur beim VSP. Pflanzen mussten umgesiedelt werden, ein Folientunnel wurde aufgebaut, das Baugesuch eingereicht. Dann war nicht klar, ob der Boden geeignet ist für die Pflanzenvielfalt. Vieles fehle noch, Basics, das Wassser, der Strom. Aber eben auch ein geschützter Raum, ein Ort, an dem die Mitarbeiter auch im Winter etwas zu tun haben. Auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Grundstück fehlt ein Rückzugsort. Toiletten. Spinds. Ein Raum, in denen die bisher rund 15 Mitarbeitenden auch an den kalten Herbst- und Wintertagen Beschäftigung finden, Kränze binden, Salben herstellen, Saatgut abfüllen. Ein Wirtschaftsgebäude, in dem auch die Ernte gelagert werden kann. Denn der Gemüseanbau soll künftig professionalisiert werden.
Stadt und Landkreis bezuschussen das Projekt mit einem Betrag, der bei weitem nicht ausreicht dafür, was notwendig ist. Und das Wirtschaftsgebäude, das sei unbedingt notwendig.
„Wir haben auch schon Badesalz selber hergestellt“, sagt die Künstlerin. „Und Glücksbohnen zum Verkauf hübsch verpackt.“ Girlanden. Ökologische Müllbeutel. „Es gibt wirklich süße Ideen. Das haben wir in der Gartenstraße auch immer gemacht. Irgendwas Konstruktives machen wir immer.“
Jetzt aber ist der Sommer vorbei. Die Sonnenblumen, die schützend wie eine Mauer um das Grundstück gewachsen sind, sind verblüht. Ein kleiner Bauwagen bietet momentan die einzige Möglichkeit, um sich aufzuwärmen. Aber die Mitarbeiter kommen trotzdem noch. Das Grundstück, die Gärtnerei ist für sie sowas wie der Glaube an Normalität. „Wer noch an Heilung glaubt, kann hier sein Glück finden. Zumindest eine zeitlang“, sagt die Künstlerin.
Mehr Platz für therapeutisch wertvolle Gartenarbeit
Spenden können Sie auf das TAGBLATT-Konto bei der Kreissparkasse Tübingen (IBAN: DE94 6415 0020 0000 1711 11). Vermerken Sie, wenn Sie eine Spendenquittung benötigen, und fügen in diesem Fall Ihre vollständige Adresse hinzu. Bei Beträgen bis 300 Euro akzeptiert das Finanzamt einen Kontoauszug. Wollen Sie ein bestimmtes Projekt unterstützen (Projekt 1 „Tima“ oder Projekt 2 „Gärtnerei“), bitten wir um einen entsprechenden Vermerk. Wegen der Datenschutzgrundverordnung werden die Namen der Spenderinnen und Spender in der Zeitung nicht mehr veröffentlicht. Wir speichern Ihre personenbezogenen Daten (Vorname, Nachname, Adresse, Kontodaten, Spendenbetrag) ausschließlich zum Zweck der Durchführung der Spendenaktion und wegen möglicher Nachfragen zu Spendenquittungen (Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO) für maximal sechs Monate. Gemäß Art. 13 DSGVO sind wir verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass wir Name, Adresse und Spendenbetrag der Leser und Leserinnen, die eine Spendenbescheinigung wünschen, an die begünstigten Organisationen übermitteln.