Tübingen

Unwürdig

Matthias Schickhofer hat den minimalen Resten europäischer Urwälder nachgespürt. Seine Fotos sind im Tübinger Rathausfoyer zu sehen („Vom Wert der wilden Wälder“, 9. Juni).

13.06.2018

Von Roland Irslinger, Tübingen

Europäische Urwälder gibt es nur noch in Osteuropa. Gnadenlos werden sie trotz Schutzstatus abgeholzt.

Urwälder, die vor menschlichen Eingriffen bisher verschont geblieben sind, leisten wegen ihrer sehr hohen Kohlenstoffvorräte oberirdisch und im Boden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Jede Nutzung reduziert diese Vorräte drastisch und belastet das Weltklima mit CO2. Genaues Hinsehen beim Einkauf im Baumarkt ist also angesagt.

Die Wälder in Westeuropa wurden nach Jahrhunderten der Devastation in den letzten 200 Jahren mühsam wieder aufgebaut, gleichwohl sind sie hinsichtlich ihrer Strukturen und C-Vorräte, auch wenn sie sich selbst überlassen würden, noch weit von ‚echten‘ Urwäldern entfernt. Unter Klimagesichtspunkten sind unsere bestehenden Wirtschaftswälder trotzdem die sinnvollere Variante. Holznutzung ersetzt Material und fossile Energie und sorgt noch Jahrzehnte für eine hohe Senkenleistung für Kohlenstoff. Nachhaltige Waldwirtschaft ist praktizierter Klimaschutz.

Unsere hiesigen Wälder in echte Urwälder überführen zu wollen, würde Jahrhunderte in Anspruch nehmen. Soviel Zeit haben wir beim Klimaschutz nicht mehr!

Das Speicherwald-Projekt des Nabu behauptet, Nutzungsverzicht sei aus Klimaschutzgründen die bessere Variante. Dem ist nicht so! Nutzungsverzicht ist klimapolitisch kontraproduktiv. Der Nabu weiß das, auch an höchster Stelle.

Diese postfaktische Informationspolitik ist eines Naturschutzverbandes unwürdig.