Ammerbuch

Unversehrtheit

Mina Ahadi stammt aus dem Iran, kämpft für Frauen- und Menschenrechte und kritisiert den politischen Islam („Gegen Kopftuch, für Säkularität“, 30. April).

03.05.2018

Von Roland Fakler, Ammerbuch

Linda Peikert ist ein sehr schöner und informativer Artikel über den Vortrag von Mina Ahadi gelungen. Ihm wäre nichts hinzuzufügen, außer dass neben den einladenden „Humanisten Tübingen“ die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ zum Erfolg des Abends beigetragen hat. Diese Organisation engagiert sich weltweit für Frauenrechte. Neben Kopftuch- und Ehezwang sind Ehrenmorde, Gewalt gegen Frauen und vor allem die weibliche Genitalverstümmelung schwerwiegende Probleme. Weltweit sollen 200 Millionen Frauen von der Beschneidung betroffen sein. Sie wird aus religiösen oder traditionellen Gründen, als feierlicher Initiationsritus, überwiegend in islamisch dominierten Ländern, vor allem in Teilen Nordafrikas, außerdem in manchen Ländern des Nahen Ostens und Asiens praktiziert. Wenn Frauen auf diese Weise unwiderruflich geschädigt werden, darf man das nicht tolerieren.

Es wäre sicher in Ordnung, wenn jede Frau auf der Welt frei entscheiden könnte, ob sie ein Kopftuch oder einen Irokesenschnitt tragen möchte, es ist nicht in Ordnung, wenn schon Kinder von Glaubensgemeinschaften zu Fahnenträgern religiöser oder politischer Symbole abgerichtet werden, die sie gar nicht verstehen können. Unser Staat muss dafür Sorge tragen, dass Kinder nicht indoktriniert, sondern informiert und zu mündigen Bürgern erzogen werden. Das individuelle Recht auf Unversehrtheit und Selbstbestimmung steht über dem Recht der Religionsgemeinschaft, ihre Mitglieder, vor allem ihre Kinder, zu formen.