Unterwegs mit Jacqueline

Unterwegs mit Jacqueline

Komödiantisches Roadmovie um einen algerischen Bauern, der mit seiner Kuh quer durch Frankreich zu einer Ausstellung reist.

02.02.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Die Milchkuh Jacqueline ist die große Liebe des Bauern Fatah aus einem Dorf im Hinterland Algeriens. Seit Jahren träumt er davon, das Rindvieh einmal auf der Landwirtschaftsmesse in Paris präsentieren zu dürfen. Als er wegen seiner Hartnäckigkeit eines Tages tatsächlich eingeladen wird, zögert Fatah keine Sekunde, zusammen mit Jacqueline die weite Reise anzutreten. Allerdings reicht das im Dorf zusammengesammelte Geld nur für die Überfahrt nach Marseille; den Rest der Strecke müssen die beiden zu Fuß bewältigen.

An diesem Punkt verlässt der Film des französischen Regisseurs Mohamed Hamidi das Terrain einer halbwegs realistischen Komödie und wechselt ins Reich der Utopie. Denn abgesehen davon, dass keine Kuh der Welt einen solchen Gewaltmarsch mitmachen würde, schlägt dem mittellosen Araber auf dem Trip durchs ländliche Frankreich weder Ressentiment noch Misstrauen entgegen. Vielmehr wird der gläubige, aber offenherzige Muslim, wo immer er hinkommt, aufs Herzlichste willkommen geheißen: ob auf einem Bauernhof, einem Dorffest oder dem Anwesen eines verarmten Landadligen (Lambert Wilson).

Jenseits dieses Idealbilds eines vorurteilsfreien Miteinanders der Kulturen, fällt Regisseur Hamidi allerdings nicht viel Originelles ein. Nach Schema F heftet sich alsbald das Fernsehen an die Fersen des kauzigen Gespanns, an einem Liebesbrief entzündet sich ein harmloser interkultureller Disput und am Ende wird auf die Suspense-Tube gedrückt, weil der Anmeldeschluss für die Ausstellung bedrohlich nahe rückt. Mit seinem unbeugsamen Optimismus versprüht der vom Komiker Fatsah Bouyahmed gespielte Fatah anfangs noch einigen Charme, doch irgendwann wird die von keiner Entwicklung behelligte Gutmütigkeit zum Prellbock der Geschichte. So sympathisch das Anliegen des algerischstämmigen Regisseurs ist – seine filmische Vermittlung ist dann doch um einiges zu dünn.

Der Utopie eines Frankreichs ohne Vorurteile geht allzu früh die Luft aus.