Unterstellt

Der Auftakt der Tübinger Friedenswoche war den Menschen auf der Flucht übers Mittelmeer gewidmet. Redner forderten freie Fahrt für die Seenotretter („Dem Sterben entgegentreten“, 16. Juli).

17.07.2018

Von Boris Palmer, Tübingen,Oberbürgermeister

„Der Oberbürgermeister stellt sich in die Reihen der Rechtspopulisten. Lieber Herr Palmer: Wir sind keine Schleuser, wir sind keine Verbrecher.“ So endet der Bericht über die Kundgebung zur Seenotrettung. Das TAGBLATT hat es wieder geschafft, falsche Nachrichten über mich so in die Welt zu setzen, dass sie von anderen aufgegriffen und dann als Faktum referiert werden können.

Ich halte nochmals fest: Ich habe niemals den Vorwurf erhoben, die Seenotrettung sei illegal oder gar ein Verbrechen. Es ist allein das TAGBLATT, das mir das unterstellt. Geschrieben habe ich wörtlich: „Das ist keine Rettung, das ist bewusst geschaffene Seenot.“ „Das“ meint das Handeln der Schlepper, nicht der Retter.

Die Redaktion der „Zeit“ erlebt diese Woche genau dasselbe. Weil sie ein Pro und Contra zur Seenotrettung unter der Überschrift „Oder soll man es lassen?“ veröffentlicht hat, wird ihr unterstellt, sie wolle die Menschen ersaufen lassen. Dabei bezieht „es“ sich eindeutig auf die Kette Afrika-Schlauchboot-Rettungsschiff-Europa und nicht auf die Rettung von Menschen vor dem Tod.

Der Stellvertretende Chefredakteur der „Zeit“ schreibt: „Ich habe heute am eigenen Leib mitbekommen, wie es ist, wenn die flüchtlingsfreundliche Gemeinde ins Gefecht zieht: „Arsch offen, ,Zeit’-Redakteure töten, mit Kaffee verbrühen …“

Wenn ich also in einer Reihe stehe, dann nicht mit Rechtspopulisten, sondern mit der „Zeit“ und den jüngsten Beschlüssen aller 28 EU-Regierungen zur Seenotrettung.

Anmerkung der Redaktion:

Das TAGBLATT bleibt bei seiner Deutung des von Palmer zitierten Satzes.