Biathlon

Unschöner WM-Abschluss

Das letzte Wochenende der Titelkämpfe in Antholz wird von einer Doping-Razzia im russischen Lager überschattet. Die deutschen Männer bleiben ohne Einzel-Medaille.

24.02.2020

Von sid/dpa

Verdient oder nicht? Alexander Loginows WM-Gold im Sprint wurde schon vor der Doping-Razzia im russischen Lager kritisch beäugt. Foto: Tiziana Fabi/afp

Verdient oder nicht? Alexander Loginows WM-Gold im Sprint wurde schon vor der Doping-Razzia im russischen Lager kritisch beäugt. Foto: Tiziana Fabi/afp

Antholz. Die Nachricht über die Razzia in den frühen Morgenstunden erwischte auch Arnd Peiffer kalt. Wie eine dunkle Wolke überschattete der Verdacht gegen den ehemaligen Dopingsünder und neuen Sprint-Weltmeister Alexander Loginow die WM in Antholz, und Peiffer zeigte sich besorgt. „Ich hoffe einfach“, sagte der 32-Jährige mit ernster Miene, „dass da nicht wieder was ist und sich keine Verdachtsfälle erhärten. Das wäre mein Wunsch.“

Bei einer Polizei-Aktion war am Samstagmorgen unter anderem das Hotelzimmer des Russen Loginow durchsucht worden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Bozen. Nur eine Woche zuvor hatte der 28-Jährige, der 2014 des Epo-Dopings überführt und für zwei Jahre gesperrt worden war, mit seinem überraschenden WM-Titel im Sprint schon die Gemüter erhitzt. „Ich tippe mal, dass bei den Italienern auch konkrete Anhaltspunkte notwendig sind, sonst würden die ja nicht einfach so in ein Hotelzimmer gehen“, mutmaßte Peiffer.

Die Staatsanwaltschaft führte die Durchsuchung auf Basis von Paragraph 586 des Strafgesetzbuches durch. Dieser untersagt die Verwendung oder Verabreichung von Dopingmitteln. Wie Wladimir Dratschew, Präsident des russischen Biathlon-Verbandes RBU, der russischen Nachrichtenagentur Interfax sagte, richtete sich die Aktion auch gegen Loginows persönlichen Trainer Alexander Kasperowitsch. „Sie haben mein Handy, meinen Laptop und persönliche Dinge von mir beschlagnahmt“, berichtete Loginow, der in der Vorwoche einen Tag nach Sprint-Gold auch Bronze in der Verfolgung geholt hatte, beim russischen Sender Match-TV.

Die Razzia fand nur wenige Stunden vor dem WM-Staffelrennen statt, in dem Loginow als Schlussläufer das russische Quartett auf Rang vier führte – und teilweise Pfiffe und Buhrufe aus dem Publikum erntete. Seine Teilnahme am abschließenden Massenstart sagte Loginow jedoch ab, da er sich „aufgrund der jüngsten Umstände nicht in einem optimalen psychologischen Zustand“ befinde, wie die RBU auf Twitter mitteilte.

Bereits eine Woche vor der Razzia hatte das leidige russische Doping-Thema für Schlagzeilen gesorgt, als der Weltverband IBU Jewgeni Ustjugow, 2014 Olympiasieger mit der russischen Staffel, des Dopings für schuldig befunden hatte. Damit könnten Lesser, Peiffer, Daniel Böhm und Simon Schempp nachträglich Olympia-Gold von Sotschi erhalten.

Sieben Strafrunden

Derweil verhagelte der ernüchternde Abschluss einer aus deutscher Sicht überwiegend erfreulichen WM Denise Herrmann die Laune. „Das ärgert mich ungemein“, schimpfte Deutschlands beste Biathletin, nachdem sie im Massenstart von Antholz nach sieben Strafrunden nur den zwölften Platz erreicht hatte. „Die WM war sehr, sehr gut“, bilanzierte die 31-Jährige, die in Südtirol zweimal Silber gewonnen hatte, „aber wenn man sieht, was möglich gewesen wäre, wenn man am Schießstand ein bisschen besser gearbeitet hätte, dann ist das trotzdem ein bisschen ärgerlich.“

Zwar verpassten auch die Männer im abschließenden Massenstart Edelmetall, doch durften sich die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) trotzdem freuen. Bundestrainer Mark Kirchner hatte sich im Vorfeld der WM „fünf bis sechs Medaillen“ gewünscht, am Ende sind es fünf geworden.

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Erstellt:
24.02.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 24.02.2020, 06:00 Uhr

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