Tübingen

Uniklinikum: Noch kein Corona in der Crona

Bislang sind in Tübingen noch keine Infizierten aufgetreten oder registriert worden. Das UKT ist aber darauf vorbereitet. (Update, 26. Februar, 15 Uhr: Inzwischen gibt es zwei Tübinger Verdachtsfälle)

25.02.2020

Von Ulla Steuernagel & Moritz Hagemann

Der Eingang der Crona-Kliniken in Tübingen. Bild: Universitätsklinikum Tübingen

Der Eingang der Crona-Kliniken in Tübingen. Bild: Universitätsklinikum Tübingen

Das Coronavirus rückt näher. Wie wappnet man sich in Tübingen und Umgebung gegen diese schwer einzuschätzende Gefahr? Am Dienstag hieß es gerüchteweise, dass in den Crona-Kliniken das komplette obere Stockwerk für Covid-19-Patienten abgeriegelt worden sei. „Humbug“, lautet die Antwort aus dem Klinikum auf die TAGBLATT-Anfrage. Das bedeute jedoch nicht, dass man die Gefahr auf die leichte Schulter nehme. „Wir sind generell vorbereitet auf solche Situationen“, sagt UKT-Sprecherin Bianca Hermle. In der Medizinischen Klinik gibt es eine Infektionsstation mit zehn Zimmern, die mit Schleusen und speziellen Lüftungsanlagen ausgestattet ist. Das UKT will auf seinen sozialen Kanälen informieren, aber auch verstärkt mit Schildern an den Pforten aufklären. In Tübingen wurde bislang kein infizierter Patient registriert. Seit Ende Januar (wir berichteten) hatte es auch keinen Verdachtsfall mehr gegeben. Damals zerstreute das Testergebnis den Anfangsverdacht: Der junge Mann war nicht infiziert.

Obwohl in Tübingen und Umgebung noch kein einziger Fall bekannt wurde und derzeit auch kein Verdachtsfall auf das Testergebnis wartet, wächst die Angst vor Ansteckung, seit Erkrankte in Italien, neuerdings auch in Österreich und der Schweiz gemeldet werden.

Im Gesundheitsamt gehen derweil vermehrt Anfragen von Beunruhigten ein, die gerade aus Italien kommen und unter Erkältungssymptomen leiden. „Bislang war niemand dabei, der in einem der Risikogebiete war“, so gibt Landratsamtssprecherin Martina Guizetti Entwarnung. Also sehe man dann auch keine Notwendigkeit für einen Test. In konkreten Verdachtsfällen würde man den Patienten empfehlen, sich zum Testen an den Hausarzt zu wenden.

Nicht einfach zur Notaufnahme

Bislang sind in Deutschland 16 Erkrankungen bekannt. Dabei werde es wohl nicht bleiben, dies schätzt Dr. Jan Liese, der Leiter der Krankenhaushygiene am UKT. Für weitere Ausbreitungen sei das Klinikum gewappnet: „Ich sehe uns gut aufgestellt.“

Ein Problem sieht er allerdings darin, dass man wenig verlässliche Aussagen oder Verlaufsprognosen machen kann. Zum einen seien die Zahlen aus China nicht belastbar, zum anderen lasse sich die Zahl der Infizierten ohne Symptome nicht erheben und deshalb auch wenig über die Sterblichkeitsrate sagen. „Dass pro Woche in Deutschland bis zu 20.000 Menschen an Influenza erkranken, interessiert gerade keinen“, weist der Mikrobiologe auf ein Paradox hin. Alle Aufmerksamkeit konzentriere sich gerade auf das Coronavirus.

Viele Dinge im Zusammenhang mit der Abklärung von möglichen Verdachtsfällen treffen auch auf dem Umgang mit anderen respiratorischen Viren und Infektionskrankheiten zu. Die Hygienekommission des Klinikums komme, so betont Liese, ohnehin regelmäßig zusammen. Am Montag traf sie sich jedoch aus aktuellem Anlass zu einer außerordentlichen Sitzung, um über den aktuellen Stand zu informieren.

Illustration des Coronavirus (2019-nCoV) des Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Die Fortsätze auf der Oberfläche des Virus erinnern an eine Corona. Bild: Wikimedia - CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM [Public domain]

Illustration des Coronavirus (2019-nCoV) des Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Die Fortsätze auf der Oberfläche des Virus erinnern an eine Corona. Bild: Wikimedia - CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM [Public domain]

Wenn ein Verdacht auf Covid 19, also eine Infektion mit dem Coronavirus bestehe, sollte der Patient „nicht einfach in die Notaufnahme der Medizinischen Klinik hineinlaufen“. Liese empfiehlt, sich entweder durch den Hausarzt überweisen zu lassen oder vor dem Eintreffen in der Klinik anzurufen. Man könne dann über den Seiteneingang eingelassen und entsprechend separiert werden. Im Verdachtsfall werde der Patient mit einer Atemschutzmaske ausgestattet und das Personal könne die persönliche Schutzausrüstung anlegen.

Die Tests, die eine Vermehrung des Erregers und die Infektion nachweisen, können mittlerweile im Tübinger Institut für Medizinische Virologie vorgenommen werden. Die Proben müssen also nicht mehr, wie anfangs, per Kurier nach Berlin geschickt werden. So lässt sich der Verdacht in ein paar Stunden, längstens einem Tag, erhärten oder ausräumen. „Die schnelle Kommunikation“, so Liese, „ist ganz wichtig!“ Sie verhindere nicht nur die Ausbreitung der Infektion, sondern auch die der Angst vor dem Virus.

„Einzelne Hausärzte haben im Verdachtsfall schon einen Rettungswagen bestellt“, so sagt Notärztin und DRK-Präsidentin Lisa Federle. Dann rücke das Rettungsteam in Schutzkleidung aus. Sogar einen vermeintlich Kranken habe es schon gegeben, der sich nach einer Thai-Massage infiziert glaubte. Das DRK sei gut vorbereitet, beruhigt Federle. „Wir haben große Mengen an Ausrüstung.“ Schwierig werde es allerdings, wenn sich Influenza und Covid 19 gleichzeitig ausbreiteten.

Amtliche Hotline

Im Verdachtsfall und bei Bedarf kann man sich an das Infektionsschutztelefon des Landratsamtes wenden: Die Hotline ist montags bis freitags von 8-16 Uhr besetzt. Telefon: 0 70 71 / 207-33 30, E-Mail 1ifsg@kreis-tuebingen.de.

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Erstellt:
25.02.2020, 18:21 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 25.02.2020, 18:21 Uhr

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