Tübingen

Ungeheuer gebären

Roland Fakler schrieb einen Leserbrief über das Silcherdenkmal auf der Tübinger Platanenallee („Verständlich“, 23. Januar).

14.02.2023

Von Uwe Brauner, Tübingen

Fakler ordnet das Silcherdenkmal der Überwältigungsarchitektur zu, mit der autoritäre Herrschaftssysteme ihre Insassen blenden und verohnmächtigen. Leider schweigt er von Ross und Reiter in der Gegenwart und liefert so die längst besiegten Braven ihrem Reflex aus, den Zeigefinger gegen weit entfernte Tyranneien zu erheben. Doch kannibalische Gigantismen liegen auch vor der eigenen Haustür. Etwa Stuttgart 21 oder der Erweiterungsbau des neuen Kanzleramts. Der verschlingt 777 Millionen Euro und ist größer als das Weiße Haus.

Will Fakler trotzdem das politische Wachkoma falscher Patrioten verlängern? Sollen sie immer nur in irgendeinem Anderland erkennen, dass mit Kolossalbauten über die Bedenklichkeit von Ideologien hinweggetäuscht wird? Und soll ihr Schlaf die Ungeheuer immer neuer „Demokratieförderungsgesetze“ gebären, die die Definition dessen, was demokratisch ist, in die Hand ganz weniger Leute legen, nämlich in die der Regierung? Die die rechtsstaatliche Gewaltenteilung aushebeln und Minister ermächtigen, Menschen für ihre Meinung vom öffentlichen Geschehen auszuschalten? Die mit der Global-Gateway-Initiative der EU um die Vernichtung von Dissens und Demokratie wetteifern?