Weltkulturerbe

Unesco vertagt Entscheidung

Schafft es der Donaulimes auf die Liste? Eine Antwort wurde am Montag erwartet. Doch es gibt Ärger.

27.07.2021

Von DPA

Fuzhou. Die Entscheidung über die Aufnahme des Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches in die Welterbeliste ist aufgeschoben worden. Das Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) entschied am Montag in seiner Sitzung im chinesischen Fuzhou, dass eine Arbeitsgruppe das weitere Vorgehen in den kommenden Tagen besprechen soll.

In seinem bayerischen Abschnitt erstreckt sich der Donaulimes von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau. In den Diskussionen war von einem „beispiellosen Fall“ die Rede, nachdem Ungarn kurzfristig aus dem gemeinsamen Antrag mit Deutschland, Österreich und der Slowakei ausgestiegen war.

Der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) wies in der Debatte darauf hin, dass ohne Ungarn rund 400 Kilometer und damit mehr als die Hälfte der Grenze aus dem Antrag herausgenommen worden seien. Es liege damit keine gültige Bewertung des Projektes vor, ob es sich um eine Stätte von „herausragendem universellen Wert“ handele, was die Grundlage für eine Einstufung als Weltkulturerbe wäre. Unter den Mitgliedsländern herrschte Uneinigkeit, ob die übrigen Teile des Donaulimes dennoch ohne weitere Evaluierung in die Welterbeliste aufgenommen werden sollten.

Schon vor zwei Jahren hatte ein ähnliches Manöver zu einem Aufschub geführt. So hatte Ungarn damals kurz vor der Sitzung einen Teil des Donaulimes im Bereich der archäologisch erhaltenen römischen Stadt Aquincum im Norden von Budapest aus der Nominierung herausgenommen.

Das Unesco-Komitee hatte den Antrag daraufhin zur Überarbeitung zurückgegeben, damit die Bewerberstaaten die Änderung in Abstimmung mit dem Icomos vornehmen. Es musste auch geprüft werden, inwiefern die Herausnahme eines wichtigen Teils die Integrität der gesamten Nominierung beeinflusst.

Der Limes erstreckte sich von Großbritannien über Mittel- und Osteuropa und den Nahen Osten bis nach Nordafrika. Die Unesco strebt die vollständige transnationale Einschreibung der 6000 Kilometer langen „Grenzen des Römischen Reiches“ an.

Die Befestigungsanlagen entlang der Donau bilden nach dem bereits ausgezeichneten Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien (1987/2008) sowie dem Obergermanisch-Raetischen Limes in Deutschland (2005) den dritten Teilabschnitt dieses Großprojekts. Am Dienstag soll über den Niedergermanischen Teil im Rheinland und in den Niederlanden entschieden werden. Michael Kieffer