Un Français

Un Français

In dem realistischen Drama versucht ein Skinhead, seine Neonazi-Vergangenheit hinter sich zu lassen.

24.10.2015

Von Dorothee Hermann

Un Français

Der französische Regisseur Diastème ist selbst in der Banlieue aufgewachsen, in der sein Skinhead-Film "Un Français" spielt. Darin geht es um einen unwahrscheinlichen Aussteiger.

Tübingen. Der Anstoß für seinen Film war der offen zur Schau getragene Hass, den Regisseur Diastème bei französischen Massendemos gegen die Homo-Ehe beobachtet hat. "Das hätte ich im Jahr 2015 nicht für möglich gehalten." Er fragte sich, woher dieser Hass kommt, sagte Diastème, ein Pseudonym für Patrick Asté, am Sonntagabend im Gespräch mit Filmtage-Chef Christopher Buchholz im Kino Museum.

Ihm drängten sich Bilder aus der Vorstadt Colombes im Nordosten von Paris auf, wo Mitte der 1980er Jahre Skinheads Terror verbreiteten und auf Linke, Punks und vor allem jeden, der in ihren Augen nicht französisch aussah, eindroschen.

Der Regisseur ist in Colombes aufgewachsen. Sein Spielfilm beruhe leider auf Tatsachen, sagte Asté, der eigentlich Theatermacher ist. Doch für die Strukturen von Gewalt und Vernachlässigung schien ihm die Kamera angemessener. Er erinnerte sich an seine Kumpel aus der Banlieue, die sich von Sandkastenfreunden zu prügelnden Glatzen gewandelt hatten.

"Ich kannte die, die von dem Hass und der Gewalt in sich nicht losgekommen sind, und die anderen, die sich geändert haben", sagte er. "Manche haben sich die Haare wachsen lassen und kandidieren jetzt für den Front National." Viele seien tot, durch Gewalt oder aufgrund von Drogenproblemen. "Es gibt auch die, die durchgeknallt sind, weil sie einen umgebracht haben." Manche seien auch "ganz andere Menschen geworden": Sie seien als Sozialarbeiter für Jugendliche in die Vorstädte gegangen oder humane Familienväter geworden. "Einer wurde buddhistischer Mönch."

Seine Hauptfigur Marco (Alban Lenoir) ist ein Schrank wie seine Kumpel und mit seinem Alkoholiker-Vater, der duldsamen Mutter und ohne Ausbildung ein unwahrscheinlicher Kandidat für den Ausstieg aus der Glatzen-Szene. Wenn er mit seinen Kumpeln herumhängt, bekommt man den Eindruck, es passiere gleich wieder etwas - selbst wenn sie gerade nicht prügeln. Auch untereinander kommt es zwischen ihnen ständig zu kleinen Rempeleien, weil sich jeder vom anderen angegangen fühlt. Mit seinen drastischen Gewaltszenen ist der Film nichts für sensible Gemüter.

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Erstellt:
24.10.2015, 12:00 Uhr
Aktualisiert:
12.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 12.11.2015, 12:00 Uhr

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