Klimawandel

Umweltministerin warnt vor Wassermangel

„Trinkwasserbedarf genießt Priorität“ sagt Svenja Schulze. Die Regierung plant einen massiven Ausbau des deutschen Wasserleitungsnetzes.

08.06.2021

Von IGOR STEINLE

Wer hat wann zukünftig Zugang zu Wasser? Der Klimawandel stellt alte Gewissheiten in Frage. Foto: dpa/Christin Klose

Wer hat wann zukünftig Zugang zu Wasser? Der Klimawandel stellt alte Gewissheiten in Frage. Foto: dpa/Christin Klose

Berlin. Bundesumweltministerin Svenja Schulze warnt vor Wassermangel in Deutschland. „Für die Zukunft ist es nicht selbstverständlich, dass es überall Wasser im Überfluss gibt“, sagte die SPD-Politikerin der SÜDWEST PRESSE. Wasser werde in Zukunft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, weswegen Länder und Kommunen frühzeitig passende Konzepte für die Wasserversorgung von morgen erstellen müssten. Nötig sei ein Ausgleich zwischen wasserarmen und -reichen Regionen. „Ein Blick nach Baden-Württemberg zeigt, wie es mit Wasser-Fernleitungen gelingen kann“, so die Ministerin. Stuttgart habe kaum eigene Wasservorkommen und werde schon lange vom Bodensee versorgt. „Diese Erfahrungen muss man mit anderen Regionen teilen und die Infrastruktur dort anpassen.“

In einer „Nationalen Wasserstrategie“, die ihr Ressort am Dienstag vorstellt, plädiert sie für einen massiven Ausbau der Wasserinfrastruktur. „In erster Linie sollen bestehende regionale Versorgungsnetze verknüpft werden“, so Schulze. Geraten Regionen in Schwierigkeiten, könnten neue oder größere Fernwasserleitungen eine Lösung sein. Auch Wasserspeicher wie Talsperren seien denkbar.

Außerdem will Schulze Anreize schaffen, damit die Nutzung großer Wassermengen außerhalb von Verbrauchsspitzen stattfindet. „Pools sollten am besten in den Nachtstunden befüllt werden, nicht tagsüber“, fordert sie. „Smarte Wassertarife“ könnten eine Lösung sein, um flexibler auf die jeweilige Nachfrage zu reagieren. „Wenn man weiß, wann die Nachfrage gering ist, kann Wasser günstiger angeboten werden.“

Schulze kann dennoch nicht ausschließen, dass es bei Knappheit zukünftig Priorisierungen beim Wasserzugang geben wird: „Für diese Notfälle wird man über Nutzungshierarchien und einen Ausgleich der Interessen reden müssen.“ Der persönliche Trinkwasserbedarf genieße dabei Priorität. Entschieden werde dies weiterhin vor Ort, der Bund könne aber einen Rahmen zur Orientierung geben.