Umwelt-Check

Schuhe aus Leder oder pflanzlichen Stoffen?

Rund 25 Milliarden Paar Schuhe werden jährlich hergestellt. Zu den größten Produzenten zählen China, Indien und Vietnam, wie dem Internetportal Statista zu entnehmen ist.

23.10.2021

Von yel

Das Problem: Der Großteil der Schuhe wird unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen mit umwelt- und gesundheitsgefährdenden Zusatzstoffen produziert. „Bei allen Einzelschritten treten Emissionen auf, die vor allem Luft und Wasser verunreinigen“, schreibt das Umweltbundesamt.

„Ein besonders schädlicher Schritt in der Schuhproduktion ist die Gerbung, also die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder“, stellt das Portal oekotest.de fest. Dabei würden Chromsalze frei, wobei krebserregende und erbgutverändernde Stoffe entstehen. Diese wiederum landen häufig ungeklärt in Gewässern, mit schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt.

Die Produktion echten Leders setzt außerdem Tierhaltung voraus, die aufgrund des damit verbundenen hohen Ausstoßes von Treibhausgas-Emissionen des großen Flächenverbrauchs aufgrund der schlechten Öko-Bilanz umstritten ist. Produkte aus Kunstleder sind dazu keine überzeugende Alternative, denn dieses Material wird meist auf Erdölbasis unter Einsatz giftiger Chemikalien hergestellt.

Viele Schuhe mit Stoffanteil bestehen aus klassischer Baumwolle, bei deren Anbau und Ernte allerdings häufig giftige Pestizide eingesetzt werden. Für ein Kilogramm Stoff werden bis zu ein Kilogramm Chemikalien eingesetzt, Insektensterben und zerstörte Böden sind häufig die Folge. Außerdem ist der CO2-Ausstoß bei der Produktion konventioneller Baumwolle hoch, wie das Öko-Institut betont. Auch der Wasserverbrauch sei immens.

Die Alternative könnten Öko-Lederschuhe sein. Denn Leder, das mit pflanzlichen Gerbstoffen wie etwa Eichenrinde oder Rhabarberwurzeln gegerbt wird, ist frei von Giftstoffen. Entsprechend befinden sich auch keine Giftstoffe im Endprodukt. Schuhe aus pflanzlichem Leder tragen zum Beispiel die IVN-Zertifzierung des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft.

Nachhaltige Schuhhersteller fertigen Sandalen, Sneakers oder Winterstiefel in Handarbeit möglichst aus regionalen Produkten, wie etwa Bio-Baumwolle, Naturkautschuk oder Recycling-Kunstleder. Produkte mit guter Öko-Bilanz sollten folgende Kritierien erfüllen: umweltfreundliche Materialien, faire Arbeitsbedingungen, kurze Transportwege, breites Sortiment.

Ein eigenes Umweltsiegel für Schuhe gibt es nicht, jedoch für die eingesetzten Materialien. Mögliche Siegel sind Fairtrade, der Blaue Engel, Made in Green oder Oeko-Tex 100. Schuhe, die überwiegend aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, sollten den Hinweis „kba“ (kontrolliert biologischer Anbau) tragen.

Nicht zu unterschätzen ist der Aspekt Langlebigkeit: Je schlechter Schuhe verarbeitet sind, etwa solche aus Lederimitat, desto schneller muss man sie ersetzen. Dadurch entsteht zusätzlicher Müll, was die Öko-Bilanz verschlechtert. Vor diesem Hintergrund kann ein sehr gut verarbeitetes Modell aus Leder besser abschneiden als ein – veganer – Kunstlederschuh mit geringer Lebensdauer.

Manche Hersteller experimentieren mit nachwachsenden Stoffen wie Kork aus der Rinde der Korkeiche oder Piñatex, einem Abfallprodukt aus dem Ananas-Anbau. Andere setzen auf Schuhe aus recyceltem Plastikmüll, der aus dem Meer gefischt wurde. Oder auf Schuhsohlen aus ausrangierten Autoreifen. lt

Fazit: Ein ökologisch gut verträglicher Schuh sollte vor allem aus pflanzlichen Stoffen oder Recycling-Produkten bestehen. Auch auf eine lange Lebensdauer ist zu achten. Viele Modelle schneiden besser ab als der klassische Lederschuh.