Champions League

Um Genugtuung bemüht

Gegen zehn Spieler des RSC Anderlecht tut sich der FC Bayern lange Zeit schwer, bis der 3:0-Sieg unter Dach und Fach ist.

13.09.2017

Von GEROLD KNEHR

Robert Lewandowski (rechts) traf nach dem beherzten Eingreifen von Sven Kums per Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:0. Foto: dpa

Robert Lewandowski (rechts) traf nach dem beherzten Eingreifen von Sven Kums per Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:0. Foto: dpa

München. Ganz schön was los war gestern Abend in München. Im Olympiastadion, der früheren Spielstätte des FC Bayern München, rockten die Rolling Stones („Satisfaction“) ihr Publikum. Etliche Kilometer weiter nördlich verschaffte sich der deutsche Fußball-Rekordmeister nach dem schwachen 0:2 am vergangenen Samstag in der Bundesliga bei 1899 Hoffenheim Genugtuung. Allerdings nur dem Resultat nach. Zum Auftakt der neuen Champions-League-Saison kamen die Münchner gegen den belgischen Meister RSC Anderlecht zu einem mühsamen 3:0 (1:0). Die Leistung der Gastgeber ließ über weite Phasen der Begegnung Wünsche offen.

Signore Carlo Ancelotti reagierte auf die jüngste Niederlage. Kingsley Coman, Sebastian Rudy, Thomas Müller und überraschend auch der beim ersten Hoffenheimer Treffer schlafmützige Mats Hummels fanden sich auf der Ersatzbank wieder. Für sie rückten Niklas Süle, die Flügelzange Arjen Robben und Franck Ribery sowie erstmals in einem Pflichtspiel von Beginn an James Rodriguez in die Startformation. James spielte in zentraler Position im Mittelfeld den Part, den Müller gerne einnehmen möchte.

Viel besser hätte die Begegnung für die Münchner kaum beginnen können. In der elften Minute schickte Corentin Tolisso Robert Lewandowski steil. Der Stürmer, in den Tagen zuvor mit einer Kritik an Bayerns Einkaufspolitik aufgefallen, wurde im Strafraum von Sven Kums umgerissen. Schiedsrichter Paolo Tagliavento konnte gar nicht anders, als dem RSC-Verteidiger Rot wegen Notbremse zu zeigen und den Bayern einen Foulelfmeter zuzusprechen. Der Gefoulte verwandelte ihn sicher zum 1:0.

Überzahl, frühe Führung – wer geglaubt hatte, die Begegnung würde nun zum Selbstläufer, sah sich getäuscht. Die vom ehemaligen Nürnberger Trainer Rene Weiler gecoachten Spieler aus Anderlecht schüttelten sich kurz und begannen, die Bayern oftmals schon in deren Hälfte im Spielaufbau zu stören. Das schmeckte dem Gastgeber überhaupt nicht. Sie agierten oftmals fahrig (Thiago), spielten unpräzise (James) und angesichts der schnellen Führung und der Überzahl bis auf Ribery ohne großes Engagement. Ancelotti raufte sich an der Seitenlinie etliche Male die Haare.

In der Pause schien der Maestro allerdings nicht die richtigen Worte gefunden zu haben. Sein Team machte so weiter wie zuvor und hatte in der 49. Glück, dass Alexandru Chipciu nur den Pfosten und nicht ins Tor traf. Ähnliches Pech hatte kurz darauf Niklas Süle. Seinen Kopfball nach einem Freistoß konnte Anderlechts Torhüter Matz Sels gerade noch zur Ecke abwehren. Bei einem weiteren Kopfball stand der Ex-Hoffenheimer im Abseits (67.). Zwei Minuten zuvor hatte Thiago nach einer Flanke von Joshua Kimmich das 2:0 erzielt. Letzterer war es auch, der in der Schlussminute den 3:0-Endstand herstellte.

Von ihrer Bestform sind die Münchner, bei denen der lange verletzte Jerome Boateng in der Schlussphase sein Comeback feierte, noch weit entfernt – was in dieser Saisonphase nicht verwunderlich ist. Immerhin gelang es ihnen phasenweise im zweiten Durchgang, das aufkommende Krisengerede einzugrenzen.