Wer will, kann nach Wannweil

Übernahme statt Fusion: Kirchentellinsfurter Albvereins-Ortsgruppe vor der Auflösung

Die angestrebte Fusion der Albvereins-Ortsgruppen von Kirchentellinsfurt und Wannweil ist offenbar gescheitert. Stattdessen stimmen die Kirchemer Mitglieder jetzt Anfang September über die Auflösung ihrer Ortsgruppe ab. Wer will, kann dann in Wannweil oder anderswo beitreten.

12.08.2016

Von Matthias Reichert

Kirchentellinsfurt/Wannweil. Es hatte nach der idealen Lösung ausgesehen: Die Kirchentellinsfurter Ortsgruppe, deren Mitglieder in die Jahre gekommen sind und den Vereinsbetrieb kaum mehr stemmen können, fusionieren mit der rührigen Wannweiler Gruppe, die mit ihren 425 Mitgliedern in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert (wir haben berichtet).

Doch nun wird wohl doch nichts aus der Fusion. „Es wird eine Übernahme“, sagt der Wannweiler Ortsgruppenchef Manfred Wolfer. Die Kirchentellinsfurter lösen ihre Ortsgruppe auf. Und wer will, kann dann in Wannweil oder anderswo beitreten (siehe Kasten).

„Zu einer Fusion kommt es nicht. Wir haben keine Leute für bestimmte Tätigkeiten, wie es Wannweil fordert“, bestätigt der Kirchentellinsfurter Vorsitzende Günther Reichardt. Es geht beispielsweise um Ausschuss- oder Beisitzer-Tätigkeiten, auch um Aufgaben als Wanderführer. Wegewart ist Reichardt selbst. Das würde er auch weitermachen – aber er steht in seiner Ortsgruppe anscheinend ziemlich allein mit dieser Bereitschaft.

„Wir können die Forderungen nicht erfüllen“, klagt Reichardt. Die rund 95 verbliebenen Mitglieder seiner Ortsgruppe – überwiegend passive – seien zu alt. Alle gehen auf die 80 Jahre zu oder sind noch älter. Reichardt selbst ist 71, er hat die Ortsgruppe stolze 17 Jahre lang geführt. Er will nun mit dem gesamten Vorstand zum Jahresende aufhören. Auf der Mitgliederversammlung am 3. September wird im Fischerheim, wie berichtet, über die Auflösung der Kirchentellinsfurter Ortsgruppe zum 31. Dezember abgestimmt.

Die Wannweiler haben laut Wolfer gefordert, dass die Kirchemer paritätisch Aufgaben übernehmen. Zumindest drei bis fünf Kirchentellinsfurter Mitglieder hätten für eine Fusion Funktionen im Ausschuss erfüllen sollen. Das war laut Wolfer Wannweiler Forderung für einen Zusammenschluss. Das hätten die Kirchentellinsfurter Mitglieder aber im Februar abgelehnt. So sei keine gleichberechtigte Fusion mehr möglich, bedauert Wolfer.

Zu einer Fusion könne es nur kommen, wenn die Partner einig seien, bestätigt Reichardt: „Und das sind wir nicht.“ Gibt es niemanden in Kirchentellinsfurt, der die Ortsgruppe weiterführen würde? Reichardt verneint. „Wenn jemand anderer Meinung ist, soll er die Sache in die Hand nehmen. Der alte Stamm steht nicht mehr zur Verfügung.“ Wenn sich doch jemand finden würde, der die Ortsgruppe weiterführt, wäre wohl niemand glücklicher als Reichardt.

Der Wannweiler Albvereins-Chef wirbt um Verständnis für die Haltung seiner Ortsgruppe. „Meine Wannweiler sagen: Wenn man fusioniert, müssen die Kirchemer auch bereit sein, Aufgaben zu übernehmen“, erklärt Wolfer. Auch die Gründung einer Kirchentellinsfurter Untergruppe mit eigenem Sprecher sei dort abgelehnt worden. Die Wannweiler ihrerseits hätten die Befürchtung gehabt, dass irgendwann alle Aufgaben bis hin zu Geburtstagsbesuchen und der Verteilung von Jahresgaben an die Kirchemer Mitglieder an ihnen hängenbleiben würde, so Wolfer.

Was können Kirchentellinsfurter Mitglieder jetzt machen?

Der Kirchentellinsfurter Vorsitzende Günther Reichardt schätzt, dass vielleicht 20 Leute aus der Wandergruppe in Wannweil beitreten wollen. Laut dem Wannweiler Chef Manfred Wolfer gibt es schon zehn bis 15 Personen, die in Kirchentellinsfurt leben und in Wannweil Mitglieder sind. Das sei zumeist historisch gewachsen – die Leute seien in Wannweil aufgewachsen und später in den Nachbarort gezogen. Kirchentellinsfurter Mitglieder, die nach einer Auflösung nicht in Wannweil beitreten wollen, können etwa in Kusterdingen, Mittelstadt oder Lustnau eintreten. Oder Albvereins-Mitglied ohne Ortsgruppe bleiben. Oder ganz austreten. Eine Fusion der Kirchentellinsfurter mit der Kusterdinger Ortsgruppe hatten die dortigen Mitglieder offenbar ebenfalls bereits abgelehnt.