Tübinger Forschung

TwinHealth-Projekt: Zwillingspaare helfen der Medizin

Das geförderte TwinHealth-Projekt am Uniklinikum Tübingen untersucht Einflüsse auf die Entstehung von Krankheiten.

01.08.2021

Von ST

Das geförderte TwinHealth-Projekt am Uniklinikum Tübingen untersucht Einflüsse auf die Entstehung von Krankheiten. Symbolbild: Moritz Hagemann

Das geförderte TwinHealth-Projekt am Uniklinikum Tübingen untersucht Einflüsse auf die Entstehung von Krankheiten. Symbolbild: Moritz Hagemann

Der Einfluss von Erbanlagen und Umweltfaktoren bei der Entstehung von Krankheiten ist eine der zentralen Fragestellungen der Medizin. Weitreichende Erkenntnisse kann hierfür der Gesundheitsstatus von Zwillingspaaren liefern. Um unterschiedliche Forschungsansätze zur Klärung dieser Frage realisieren zu können, wurde die „TwinHealth-Initiative“ an Universitätsklinikum und Medizinischer Fakultät Tübingen ins Leben gerufen – unter Beteiligung verschiedener medizinischer Fachdisziplinen.

Nach dem Basisaufbau eines eigenen Zwillings-Datenpools und der Identifikation der Studienaspekte, fand nun die erste Online-Informationsveranstaltung statt. TwinHealth wird im Rahmen der neuen Präventionsinitiative vom Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg gefördert.

Laut Daten des Statistischen Bundesamts gibt es jährlich in Deutschland mehr als 14000 Zwillingsgeburten, allein in Tübingen sind es etwa 300. Die stetig steigende Tendenz nahm Prof. Paul Enck schon 2016 zum Anlass, sich auf die medizinischen Faktoren der Zwillingsforschung zu fokussieren – beschäftigen sich doch die bis dahin existenten fast ausschließlich mit soziologischen Aspekten ohne Einbezug von genetischem Material.

Der Initiator der interdisziplinären Initiative und sein Team bauen zu diesem Zweck seit zwei Jahren eine eigenständige Tübinger Zwillingskohorte aus klinikumseigenen Patientinnen und Patienten auf, sie zählt mittlerweile etwa 350 erwachsene eineiige und zweieiige Zwillingspaare. Dazu werden seither alle ambulanten und stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten gefragt, ob sie ein Zwilling sind: „Diese Angabe dient lediglich einer bevölkerungsstatistischen Erfassung und die Personen stellen für uns erstmal mögliche Ansprechpartner für unser Projekt dar. Ob sie sich tatsächlich an einer Zwillingsstudie beteiligen wollen, entscheidet selbstverständlich auch der jeweils andere Zwilling mit“, sagt Prof. Andreas Stengel, Sprecher des TwinHealth-Projekts.

Stimmen alle Beteiligten zu, liegen allen geplanten Forschungsstudien die Auswertung und der Vergleich des genetischen Materials des kranken und des gesunden Zwillings mittels einer Blutprobe zugrunde. Auf diese Weise lassen sich Rückschlüsse auf die Entstehung von Krankheiten gewinnen, ebenso auf individuelle Therapieoptionen im Rahmen der personalisierten Medizin. Aus diesem Grund sind verschiedene Institutionen von Uniklinikum und Fakultät am TwinHealth-Projekt beteiligt, darunter das Department für Frauengesundheit, das Institut für Medizinische Genetik und angewandte Genomik, die Neonatologie oder die Psychosomatik.