Stuttgart 21

Tunnel für Gäubahn rückt näher

Eigentlich sollten die Züge über die S-Bahn-Strecke zum Flughafen fahren. Nun wird eine andere Lösung realistischer.

16.10.2021

Von David Nau

Die Gäubahn verbindet Stuttgart mit der Bodenseeregion und der schweizer Metropole Zürich. Foto: Felix Kästle/dpa

Die Gäubahn verbindet Stuttgart mit der Bodenseeregion und der schweizer Metropole Zürich. Foto: Felix Kästle/dpa

Stuttgart. Wie wird die Gäubahn, die Stuttgart mit dem Süden Baden-Württembergs und mit Zürich verbindet, künftig zum Stuttgarter Flughafen geführt? Darüber wird seit langem debattiert, inzwischen steht ein elf Kilometer langer Tunnel im Raum, der die Gäubahn zwischen Böblingen und dem Flughafen unterirdisch unter den Fildern hindurchführen könnte und knapp eine Milliarde Euro kosten würde.

Diese Lösung wird nun immer wahrscheinlicher. Man habe sich mit dem Bundesverkehrsministerium auf eine finanzielle Abgrenzung zum Projekt Stuttgart 21 geeinigt, sagte Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla nach der Sitzung des S 21-Lenkungskreises. Man werde, sollte der Tunnel tatsächlich kommen, 270 Millionen Euro aus dem Projekt Stuttgart 21 überführen – also für die Finanzierung des Tunnels einsetzen.

Nach der positiven Kosten-Nutzen-Rechnung für den Tunnel, die das Bundesverkehrsministerium im März präsentierte, ist damit eine zweite Voraussetzung für eine Änderung des S?21-Finanzierungsvertrages erfüllt. Diese ist notwendig, da der Ausbau der Gäubahn, zu dem der Tunnel gehört, ein Projekt des Bundes ist und nicht zu Stuttgart 21 gehört – der Anschluss der Gäubahn an den Flughafen aber vertraglich zu S?21 gehört.

„Wir werden in den nächsten Tagen mit Vorplanungen für den Gäubahntunnel beginnen“, sagte Pofalla. Er betonte, dass trotz der finanziellen Abgrenzung noch keine Entscheidung für den Tunnel gefallen sei. „Um entscheiden zu könen, brauchen wir weit mehr Informationen, etwa zu Kosten und zur Bauzeit“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Er nehme die Einigung zwischen Bund und Bahn aber „erfreut zur Kenntnis“.

Von einer „frohen Botschaft“ sprach auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU), der davon ausgeht, dass man spätestens im Laufe des Jahres 2022 über den Tunnel entscheiden könne.

Die bisherige Planung sieht vor, dass sich die Züge der Gäubahn zwischen Stuttgart-Rohr und dem Flughafen die Gleise mit der S-Bahn teilen – das würde aber die Möglichkeiten eines engeren S-Bahn-Takts eingeschränken. Außerdem wäre eine rund einjährige Sperrung der S-Bahn notwendig, um an der bestehenden S-Bahn-Station am Flughafen ein drittes Gleis für die Gäubahn zu bauen. Zudem fürchten die Anwohner entlang der Strecke in Leinfelden-Echterdingen mehr Lärm und Einschränkungen durch die Baustelle.

Im Koalitionsvertrag verankert

Der Bau des Tunnels wird auch im grün-schwarzen Koalitionsvertrag begrüßt, außerdem ist darin vereinbart, weitere Ergänzungen zu prüfen, die eine Zunahme des Bahnverkehrs erlauben würden – darunter auch eine zusätzliche unterirdische Nahverkehrsstation direkt neben dem neuen Tiefbahnhof, wie sie Verkehrsminister Hermann fordert. Er kündigte an, bis Ende des Jahres oder Anfang des kommenden Jahres ein Gutachten zum Bedarf einer solchen Ergänzungsstation vorlegen zu wollen.

Kritik kommt vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21. Die Projektgegner warnten bereits im Vorfeld der Lenkungskreissitzung in einem offenen Brief an die Teilnehmer vor einem „kontraproduktiven Schnellschuss“. Die Probleme in der Verkehrspolitik könnten mit Blick auf den Klimaschutz nicht mit „weiteren Tunnelprojekten beantwortet werden“. David Nau

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Erstellt:
16.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 16.10.2021, 06:00 Uhr

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