Trotz ablehnender Haltung der Landessynode

Tübinger Stiftskirchengemeinde bekennt sich zur Homoehe

Die evangelische Gemeinde der Stiftskirche schließt sich als erste in Tübingen der „Initiative Regenbogen“ an.

29.01.2018

Von hoy

Die Stiftskirchengemeinde hat sich der „Initiative Regenbogen“ angeschlossen. Archivbild: Metz

Die Stiftskirchengemeinde hat sich der „Initiative Regenbogen“ angeschlossen. Archivbild: Metz

Der Gemeinderat der Stiftskirche hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich für den Beitritt entschieden und damit offiziell seine Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren in seiner Gemeinde bekundet. Die Initiative Regenbogen ist ein Zusammenschluss von derzeit 31 Kirchengemeinden in der württembergischen Landeskirche, die erklären:

„Wir sind offen für Lesben und Schwule in unserer Gemeinde, für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, für Pfarrerinnen und Pfarrer, die mit ihrer Partnerin/ihrem Partner im Pfarrhaus leben wollen. Für uns ist es selbstverständlich, dass Lesben und Schwule zur Kirchengemeinde gehören. Menschen unterschiedlicher Lebensformen und sexueller Identitäten sind willkommen! Wir fordern die Kirchenleitung auf, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sowie für das Zusammenleben von Pfarrerinnen und Pfarrern mit ihrer Partnerin/ihrem Partner im Pfarrhaus zu schaffen.“

Hintergrund für den Beitritt der Stiftskirchengemeinde ist die knappe Entscheidung der Landessynode Ende November 2017, die öffentliche Segnung von Homopaaren im Gottesdienst nicht zuzulassen. Für die geschäftsführende Pfarrerin an der Stiftskirche, Susanne Wolf, war das Votum persönlich eine „Enttäuschung“. Formal, so Wolf, könnten die Gemeinden zwar Homopaare in einem nichtöffentlichen Rahmen segnen. Dies sei aber im Gegensatz zur Trauung von heterosexuellen Paaren „keine Amtshandlung“, die von den Betroffenen per Unterschrift besiegelt und ins Kirchenbuch eingetragen werde.

Wie die Landeskirche mit homosexuellen Paaren umgeht, ist für Wolf „eine grundsätzliche Frage, die unsere ganze Kirche betrifft“. Der Beitritt zur Initiative Regenbogen sei „ein Signal nach außen“. Auch andere Kirchengemeinden in Tübingen haben sich bereits in der Vergangenheit, als es die Initiative Regenbogen noch nicht gab, mit dem Thema auseinandergesetzt – und Konsequenzen gezogen. In der Praxis sieht das beispielsweise in der Eberhardsgemeinde so aus, dass Homopaare auf Wunsch im Gottesdienst gesegnet werden – auch mit Glockengeläut. Für Pfarrer Harry Waßmann hat die Debatte um die Homoehe weniger mit dem unterschiedlichen Bibelverständnis in den synodalen Gesprächskreisen zu tun. „Da geht es viel mehr um Gefühle und um Scham.“