Mensa Uhlandstraße: Knoblauchgerüche in der Aula

Im Tübinger Kepler-Gymnasium stinkt‘s und Küchen-Mitarbeiter haben tropische Bedingungen

Welche Beschwerde als erstes die Stadt erreichte, kann Manfred Niewöhner, städtischer Leiter des Fachbereichs Bildung, Betreuung, Jugend und Sport, nicht mehr sagen. Waren es die Lehrer aus dem Kepler-Gymnasium, die den Essensgeruch in ihrer Schule nicht mehr ertragen wollten?

21.09.2018

Von Lisa Maria Sporrer

Im Sommer herrschten hier tropische Bedingungen: Die Küche der Uhlandmensa. Für Sauberkeit sorgt gerade Agnes Ged. Bild: Janßen

Im Sommer herrschten hier tropische Bedingungen: Die Küche der Uhlandmensa. Für Sauberkeit sorgt gerade Agnes Ged. Bild: Janßen

Oder war es der Anruf von Philipp Stollsteimer, Junior-Geschäftsführer der gleichnamigen Catering- und Event-Firma aus Stuttgart-Möhringen, die in der Uhlandstraße die Schülermensa für die angrenzenden Gymnasien betreibt? Klar ist: In der Mensa gibt es ein Problem, und das scheint ein größeres Ausmaß zu haben.

Der Hintergrund: Beim Essensangebot in der Mensa hatte sich zu Schuljahresbeginn offensichtlich etwas geändert: Die Wok-Gerichte an der Ausgabetheke gibt es nicht mehr. Außerdem schien das Angebot an der Salatbar reduziert. Und anstatt des gewohnten Teams standen neue Gesichter hinter den Theken der Essensausgabe. Was war geschehen? Das fragten sich nicht nur die Eltern. Doch Aufklärung gab es nicht.

Auf Nachfrage des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTS stellte sich heraus, dass es offenbar Probleme mit der Abluftanlage in der Küche gab. „Die Essensdünste ziehen schon seit geraumer Zeit in das Schulgebäude“, sagt der stellvertretende Schulleiter des Kepler-Gymnasiums, Markus Herr. Besonders unangenehm sei es, wenn man morgens die Schule betrete. Dann rieche alles nach angedünstetem Lauch oder Knoblauch. „Wir haben tagsüber immer einen Geruch in der Aula, der eigentlich nur in die Mensa gehört.“ Es habe bereits Gespräche mit der Stadt und dem Mensa-Betreiber gegeben.

Philipp Stollsteimer, der Caterer, litt schon länger unter dem Problem, und für ihn ging es, anders als für die Lehrer und Schüler des Kepler-Gymnasiums nicht nur um die olfaktorische Belästigung. Wegen der schlechten Belüftung der Mensa- und Spülküche musste er in den Sommerferien fast das komplette Team auswechseln. Viele Mitarbeiter hätten gekündigt, weil die für eine „Cook-and-Chill-Küche“ nicht geeignete Abluftanlage im vergangenen Schuljahr für tropische Bedingungen bei der Arbeit gesorgt hatte. „Die Abluftanlage war von Anfang an nicht auf unser Konzept abgestimmt“, sagt Stollsteimer.

Seit 2013 betreibt der Stuttgarter Caterer die Mensa, in der Schüler des Wildermuth-, des Kepler- und des Uhlandgymnasiums zu Mittag essen. Das Angebot ist vielfältig und gehoben: Die Gerichte werden in der Mensa-Küche vor Ort gekocht, es wird Wert auf regionale Lebensmittel gelegt, und neben einer Salat- und Pastabar, Tagesmenüs und extra vegetarischen Speisen gibt es auch einen To-go-Bereich und Wok-Gerichte.

Dass die Wok-Gerichte ohne Mitteilung einfach gestrichen wurden, schreibt sich Stollsteimer selbst zu: „Wir hätten da viel früher die Schulen informieren müssen.“ Ab Oktober solle es die Wok-Küche aber wieder geben. Das neue Team müsse sich erst einspielen.

Sobald wie möglich solle der Speiseplan dann wieder so sein wie früher. „Wir versuchen, das Angebot so weit wie möglich aufrechtzuerhalten“, sagt Stollsteimer und meint damit nicht nur das beliebte Wok-Gericht. Wegen der mangelhaften Lüftung musste die Essenszubereitung in der Küche allerdings erstmal „vereinfacht“ werden, wie er sagt. Das heißt: Keine aufwendigen Suppen und Soßen mehr, deren Zubereitung zu Lauch- oder Knoblauchgeruch im Schulgebäude führen könnte.

Es werde aber weiterhin vor Ort gekocht. Das Angebot werde sich auch nicht verändern. „Weil wir nun etwas einfacher kochen müssen und das Essen somit etwas anders zubereitet wird, wird es auch etwas einfacher schmecken“, sagt Stollsteimer. An der Qualität des Essens werde sich nichts ändern, das sei der Stadt zugesichert worden, versichert auch Manfred Niewöhner. Deshalb werden auch die Preise gleich bleiben.

Alle Beteiligten sind um ein gutes Miteinander bemüht. Auch weiterhin. Nachdem Stollsteimer mitbekommen hat, dass den Mensa-Schülern und deren Eltern die Veränderungen aufgefallen sind, ließ er Ende der Woche über die Schulen ein Info-Schreiben an die Eltern verschicken. Darin heißt es: „Die räumlichen und technischen Themen haben zum einen zu einer geringeren Arbeitsplatzattraktivität für unsere Mitarbeiter geführt und zum anderen die Wirtschaftlichkeit des Betriebs der Mensa stark beeinträchtigt.“ Und am Ende des Schreibens: „Bezüglich der räumlichen und technischen Themen stehen wir im engen Kontakt mit Vertretern der Stadt Tübingen.“

Abluftanlage soll nächstes Jahr „optimiert“ werden

Kosten in Höhe von 190000 Euro für die Mensa-Küchentechnik sind bereits im städtischen Haushalt 2019 angemeldet. Bis Sommer 2019 wird es aber wohl noch dauern, bis Lüftung und Küchentechnik im Gebäude der Mensa Uhlandstraße „optimiert“ werden, wie es seitens der Stadt Tübingen heißt. Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren an der Anlage nachgebessert. Künftig soll die Lüftung so verändert werden, dass sie in ihrer „Kapazität verstärkt wird“.

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Erstellt:
21.09.2018, 23:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 10sec
zuletzt aktualisiert: 21.09.2018, 23:00 Uhr

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