Tübingen

Tübinger Modell als Basis für Lockerungen im Südwesten

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) und die Notärztin Lisa Federle raten zum Tübinger Modellversuch als Grundlage für Lockerungsschritte in Baden-Württemberg.

11.05.2021

Von dpa/lsw

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Tübingen. „Im Ergebnis kann empfohlen werden, die anstehenden Öffnungen im Abklingen der dritten Welle nach dem in Tübingen erprobten Modell durchzuführen“, schrieben sie gemeinsam mit Peter Kremsner und Peter Martus vom Universitätsklinikum Tübingen in ihrem Abschlussbericht an das Sozialministerium am Dienstag.

In Tübingen durften vom 16. März an Einzelhandel, Kino, Theater und anfangs Außengastronomie öffnen. Besucher mussten einen negativen Corona-Test vorweisen, wozu die Stadt neun Stationen aufgebaut hatte. Die Bundesnotbremse beendete das Projekt am 24. April.

Den Initiatoren zufolge ist der Versuch erfolgreich verlaufen. Die Öffnungen hätten nicht zu einem messbaren Anstieg der Infektionen geführt, hieß es in dem Bericht. Die Inzidenz in der Stadt war von 20 zu Versuchsbeginn zwischenzeitlich auf 110 gestiegen, kurz zurückgegangen und wieder auf 114 gestiegen. Dem Bericht zufolge lag der erste Sprung auch an einem Corona-Ausbruch in der Tübinger Landeserstaufnahmestelle. Im ganzen Landkreis hatte die Inzidenz zwischenzeitlich bei 200 gelegen.

An den Teststationen wurden im Versuchszeitraum rund 165 000 Tests durchgeführt und etwa gleich viele in Betrieben, Kitas und Schulen. Das ergab Testkosten von 3,5 Millionen Euro, von denen der Bund 2,5 Millionen übernimmt. Die Kosten seien volkswirtschaftlich gut vertretbar.

Nach Ansicht der Initiatoren kompensiert der Kontrolleffekt der vielen Tests die zusätzlichen Risiken durch mehr Kontakte in Handel, Gastronomie und Kultur. In der Bevölkerung gebe es Akzeptanz für den Modellversuch. In einer Phase, in der die Stadt mit Tagestouristen überfüllt gewesen sei, habe es aber kritische Stimmen gegeben.