Sonderführung für TAGBLATT-Leser

Tübinger Janosch-Ausstellung: Ein Leben voller Brüche

Viel mehr als Tiger und Bär: Für TAGBLATT-Leserinnen und Leser gab es eine Sonderführung durch die Janosch-Ausstellung.

01.08.2021

Von Wolfgang Albers

Die Hängematte in Teneriffa ist längst schon der Lieblingsplatz von Janosch. Bei der Führung mit Johannes Rauser erfuhren die TAGBLATT-Leserinnen und Leser noch viel mehr über den 90-Jährigen und seine vielschichtige Kunst. Bild: Wolfgang Albers

Die Hängematte in Teneriffa ist längst schon der Lieblingsplatz von Janosch. Bei der Führung mit Johannes Rauser erfuhren die TAGBLATT-Leserinnen und Leser noch viel mehr über den 90-Jährigen und seine vielschichtige Kunst. Bild: Wolfgang Albers

Das war schon ziemlich exklusiv. Zwei Gruppen Leserinnen und Leser des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTS besuchten am Freitag die Ausstellung „90 Jahre Janosch“ in der „Art 28 gallery“. Und bekamen dort Führungen, die Mariola Gajdeczka, Teamleiterin der Anzeigenabteilung, für die TAGBLATT-Gruppen organisiert hatte.

Die Galerie managt Janosch, der eigentlich Horst Eckert heißt, seit dem Jahr 2013, diese Verbindungen wurden jetzt zur Jubiläums-Ausstellung mit mehr als 400 Werken genutzt. Ein Querschnitt durch das ganze künstlerische Leben Janoschs – und das hat so seine Brüche.

Allein gelassen vor den Bildern hat man so wahrscheinlich seine Schwierigkeiten mit der Einordnung und den Hintergründen. Aber da hatten die TAGBLATT-Gruppen ja Johannes Rauser – der Kunsthistoriker und Mitarbeiter der Galerie bot einen facettenreichen Einblick in Leben und Werk des Illustrators.

Wie natürlich zu Tiger und Bär. Die beiden haben Janosch Erfolg gebracht und es ihm letztlich erlaubt, sich nun in die Hängematte in seiner Wahlheimat Teneriffa zu legen. So guckt er den Besuchern auf einem Riesenposter entgegen, ganz so, wie ihn seine Biographin Angela Bajorek beschrieben hat: „Ein fast zwei Meter großer, rüstiger Mann, mit gütigem Gesicht, dichtem Haar und grauem Schnurrbart. Das Lächeln verlässt nur selten sein Gesicht.“

Aber das ist der Künstler der späten Jahre, der Anerkennung und Erfolg hatte und sich Verzicht leisten kann: „Wer fast nichts braucht, hat alles.“ Seine erste Lebenshälfte ist von einer schrecklichen Kindheit und später künstlerischen Misserfolgen gekennzeichnet. Geboren wurde er am 11. März 1931 im oberschlesischen Hindenburg. Als er auf der Kunstakademie war, musste er nach einigen Probesemestern wieder gehen: „Zu unbegabt“, sagte sein Professor.

Da war Janosch im falschen Jahrzehnt. Nach jener der Nazizeit stand, als Gegenreaktion, nur die moderne, abstrakte Kunst hoch im Kurs – da passte der gegenständliche Stil Janoschs nicht ins Konzept. Sein erstes Buch hatte eine Auflage von 100 Exemplaren – nur 15 davon verkaufte Janosch.

Als sich der Zeitgeist aber drehte und Protest und Widerstand Programm wurden, als die frechen Helden der antiautoritären Erziehung den Buchmarkt fluteten, trafen die Geschichten von Janosch den Nerv. Auch bei der Gegenseite: Der CSUler Edmund Stoiber forderte, Janosch aus den Kinderzimmern zu verbannen.

1978 kam der Erfolg, ein halbes Leben war schon vorbei. Und etliche Abstürze durch Alkohol waren es auch. Die Dämonen der Vergangenheit wie die Kindheit mit einem prügelnden Vater und der Angst, als sportschwacher, herzkranker Junge von den Nazis beseitigt zu werden, kann man in vielen Bildern nachspüren.

Dass seine Protagonisten so freundschaftlich zusammenhalten, ist eine Reaktion auf eine einsame Kindheit. Und seine nackten Frauen und lächerlichen Kleriker arbeiten seine Leiden unter einem bigotten Jesuiten-Regiment auf. „Alles, was wir hier sehen, ist ein Reflex auf seine Kindheit“, gab Johannes Rauser als Interpretations-Schlüssel mit.

Weitere TAGBLATT-Führungen

Die Janosch-Ausstellung in der Art 28 gallery in der Schaffhausenstraße 123 ist bis zum 28. August geöffnet: Dienstag bis Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 19 Uhr.

Weitere Sonderführungen exklusiv für TAGBLATT-Leserinnen und Leser werden angeboten am Freitag, 13.8, um 18.30 Uhr, Montag, 23.8, um 9.30 Uhr und 11 Uhr.

Anmeldungen per Mail an kundenservice@tagblatt.de oder telefonisch unter der Nummer 07071/934444.