Tübingen

Trügerisch

Mit einem Sofortprogramm möchte die Tübinger Stadtverwaltung bis Mitte 2020 neue Betreuungsplätze für 260 Kinder schaffen („Bauboom nach Babyboom“, 22. Dezember).

28.12.2017

Von Judith Klingler, Tübingen

Die Stadt möchte in den kommenden Jahren viele neue Kita-Plätze schaffen. Das ist eine tolle Nachricht und gibt jungen Eltern die Sicherheit, nach der Elternzeit wieder in den Beruf einzusteigen.

Diese Sicherheit ist aber eine trügerische. Denn schon heute gibt es nicht genügend qualifizierte pädagogische Fachkräfte, sodass bereits bestehende Angebote (das heißt Öffnungszeiten) nicht mehr zuverlässig abgedeckt werden können. Zum Beispiel gibt es keinen Puffer mehr bei hohem Krankenstand, bei Kündigungen können offene Stellen oftmals nur nach sehr langer Zeit oder gar nicht mehr mit einer gut ausgebildeten Fachkraft nachbesetzt werden. Als berufstätige Mutter von drei Kindern, das jüngste in der Kita, weiß ich, wovon ich spreche. Aufgrund massiver Kürzung von Öffnungszeiten unserer Kita weiß ich nicht, wie ich ab Januar meinen Job zuverlässig machen soll.

Daher stellt sich mir die Frage: Wie will es die Stadt Tübingen – und nicht nur sie, das Problem betrifft viele Kommunen – schaffen, all die neuen Kinderhäuser und -Gruppen mit Leben zu füllen, ohne bei der Qualität der Betreuung Abstriche zu machen? Denn bei der Erziehung unserer Kinder sollten wir darauf pochen und nicht nur auf Quantität setzen.