„Tatort“

Trip in die Vergangenheit

In ihrem starken Jubiläumsfall trifft die Ludwigshafener „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal auf einen alten Bekannten.

15.11.2019

Von Martin Weber

Alte Bekannte: Der Dorfpolizist Stefan Tries (Ben Becker) und die Kommissarin  Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) stehen im „Tatort  Die Pfalz von oben“ auf verschiedenen Seiten. Foto: Benoît Linder/SWR /dpa

Alte Bekannte: Der Dorfpolizist Stefan Tries (Ben Becker) und die Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) stehen im „Tatort Die Pfalz von oben“ auf verschiedenen Seiten. Foto: Benoît Linder/SWR /dpa

Ludwigshafen. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch: In einem ihrer ersten Fälle ist die damals noch blutjunge Ludwigshafener „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal 1991 voll ins Fettnäpfchen getappt. Viele Pfälzer fühlten sich in dem rustikalen Krimi als Hinterwäldler verunglimpft und gingen auf die Barrikaden. Lang, lang ist's her, mittlerweile gehört die von Ulrike Folkerts gespielte Lena, die anno 1989 zum ersten Mal auf Verbrecherjagd ging, zum „Tatort“ wie in der Pfalz der Saumagen zum Riesling.

Mit dem Krimi „Tatort: Die Pfalz von oben“ (17.11., 20.15 Uhr, ARD) erreicht Folkerts jetzt ein beachtliches Dienstalter: Seit 30?Jahren streift sie sich die Lederjacke über, um in und um Ludwigshafen Mörder zu überführen.

Der neue Fall knüpft pikanterweise an jenen Skandal-„Tatort“ von 1991 an. Er zeigt in Rückblenden, dass die Zeit auch an Lena und dem Provinzpolizisten Stefan Tries (Ben Becker) nicht spurlos vorübergegangen ist.

Korrupter Dorfsheriff

Der Film ist aber weit mehr als eine melancholische Bestandsaufnahme. Er überzeugt auch als spannender Krimi und starke Tragödie, in der Becker eine Glanzleistung als drogensüchtiger und korrupter Dorfsheriff abliefert.

Der Schauplatz ist wie vor knapp 30 Jahren das fiktive Kaff Zarten irgendwo in der Hinterpfalz. Dort schiebt Stefan Tries als Leiter des Polizeireviers eine ruhige Kugel und entscheidet recht eigenmächtig, was Recht und Unrecht ist im prosperierenden Städtchen.

Als bei der nächtlichen Kontrolle eines französischen Lastwagens ein junger Polizist aus Tries? Team erschossen wird, nehmen sich Lena Odenthal und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) der Sache an. Sie finden heraus, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt und die örtliche Polizei möglicherweise in kriminelle Machenschaften verstrickt ist.

Tries und seine Untergebenen?– darunter ein höchst suspekter Geselle namens Trump – reagieren allergisch auf die Fragen und Nachforschungen der Kolleginnen aus dem fernen Ludwigshafen und möchten am liebsten so weitermachen, als sei nichts geschehen. Als es dann jedoch weitere Tote gibt, ist klar, dass genau das nicht möglich ist.

Für Lena wird der Trip in die Provinz auch eine melancholische Reise in die eigene Vergangenheit, und sie kommt dabei ihrem alten Bekannten Tries viel näher, als sie eigentlich will.

Becker spielt diesen schmerbäuchigen und abgehalfterten Provinzsheriff – ein Typ wie der von Orson Welles verkörperte korrupte Cop im amerikanischen Film-noir-Klassiker „Im Zeichen des Bösen“ – mit einer Mischung aus Grandezza und Verkommenheit. Eine Meisterleistung. Dagegen wirkt die solide Schauspiel-Handwerkerin Folkerts, die ihrer Rolle als Lena Odenthal noch eine Weile treu bleiben will, in ein paar Szenen ihres Jubiläumskrimis dann doch ein bisschen blass.

Info „Tatort: Die Pfalz von oben“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

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Erstellt:
15.11.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 15.11.2019, 06:00 Uhr

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