Tübingen

Trifft auch mal Falsche

Im TAGBLATT-Interview kritisierte Michael Braungart das Tübinger Klimaprogramm, das bei ihm nicht gut weg kam („Eine Stadt soll wie ein Wald funktionieren“, 25. Juni). Und bekommt darauf nun Antwort von diesem Leser.

27.06.2020

Von Manuel Haus, Tübingen

Lieber Michael Braungart,

bei einem Rundumschlag trifft es schnell auch mal die Falschen. So auch beim Interview vom 25. Juni. Dass durch fehlerhafte Ausführung einer Wärmedämmung Schimmel in der Wohnung auftreten könnte, mag mal sein. Dies aber der Dämmung selbst anzulasten, ist physikalischer Unsinn. Auch dass die energetische Amortisation 30 Jahre dauert, stimmt nicht. Vielmehr liegt diese in ungünstigsten Fällen zwischen fünf und 10 Jahren, bei Zellulose sogar weit darunter.

Und durch die Einsparung bezahlt sich die Maßnahme in 10 Jahren praktisch von selbst, vor allem bei den heutigen niedrigen Zinsen.

Und man muss ja nicht gerade mit Styropor dämmen. Die Zellulosedämmung an unserem Reihenhaus legt zusätzlich zur jährlichen Einsparung von 14 000 kWh Heizenergie zwei Tonnen CO2 auf lange Zeit fest. Sollte unser Haus mal abgerissen werden, was wir nicht hoffen, kann sie problemlos weiter verwendet werden.

Beim Rundumschlag wird auch das organisierte Carsharing nebenbei mal getroffen. Aber gerade bei unserem privaten Carsharing hatten wir mit der Sauberkeit die größten Probleme, von Kinderstiefel-Abdrücken auf der Sitzbank bis zu keksverschmierter (privater) Sonnenbrille. Vielleicht einfach mal das Tübinger Teilauto testen?

Richtig peinlich aber wird es, wenn die Atmung des Sportlers als CO2-Problem betrachtet wird. Denn auch wenn das Biochemie ist, sollte ein Chemiker wissen, dass das ausgeatmete CO2 per Primärproduktion der Pflanzen aus der Luft stammt.