Horb
Triebwagen verliert 200 Liter Öl, das sich im Neckar verteilte
Ungehindert lief Diesel vom Entwässerungskanal nahe des Horber Bahnhofs in den Neckar. Die Ursache ist noch unklar, der Bahnverkehr fiel bis 17 Uhr aus.
Dort war der Triebwagen der Kulturbahn nach Pforzheim entgleist. Nach Angaben einer Bahnsprecherin sollte der Triebwagen gegen 12 Uhr im Bahnhof Horb von Gleis 7 auf ein anderes Gleis rangiert werden, wobei ein Drehgestell aus den Schienen sprang. Wie genau es dazu kommen konnte, wird derzeit noch untersucht.
Beim Entgleisen des Zuges wurde der Kraftstofftank aufgerissen. Wie viel Diesel in der Folge austrat, konnte die Horber Feuerwehr nicht erklären. Vor Ort wurde allerdings von 200 Litern gesprochen, die bereits ausgelaufen seien.
Der Dieselkraftstoff floß anschließend ungehindert in einen Entwässerungskanal in unmittelbarer Nähe des Gleisbetts. Von dort aus geriet das Gemisch aus Diesel und Wasser direkt weiter in den Neckar. Die Horber Feuerwehr war schnell angerückt: Mit 25 Einsatzkräften kam sie und sicherte den Bereich um den Zug, nachdem die Deutsche Bahn die Sperrung des Gleisbereichs bestätigt hatte. Zusammen mit Notfallmanagern der Bahn und Mitarbeitern des Landratsamtes stellte Einsatzleiter Bernhard Müller schnell klar: „Wir können da nur noch abschöpfen, aber auf keinen Fall absaugen.“ Es war zudem im Gespräch, ein Entsorgungsunternehmen aus Haiterbach damit zu beauftragen, das Gleisbett zu reinigen.
Ölreinigung in zwei Schritten
Schnell setzten die Horber Einsatzkräfte der Feuerwehr sogenannte Ölbindemittel ein, die sie im Entwässerungskanal beim Ölleck verteilten. Dabei handelt es sich laut Feuerwehr-Pressesprecher Jan Straub um eine gängige Methode, um Wasser und Öl effektiv voneinander zu trennen: „Die Bindemittel reagieren einzig auf das Öl im Wasser.“Da allerdings schon eine erhebliche Menge Öl in den Neckar gelangt war – bereits am frühen Nachmittag war der Kraftstoff schon in Rottenburg und später auch in Tübingen im Wasser zu sehen –, musste auch gegen das verunreinigte Flusswasser etwas getan werden. Die Lösung installierte die Mühlener Abteilung der Horber Wehr unweit des Lecks: eine schwimmende Ölsperre. Auf Höhe des Marmorwerks wurde ein Schlauchsystem mit Luft befüllt. Die Feuerwehr nutzte mit der Sperre eine Eigenschaft von Öl aus: Es ist leichter als Wasser, daher schwimmt es auf dessen Oberfläche. Die Sperre bestehend aus den mit Luft gefüllten Schläuchen schwimmt ebenfalls auf dem Wasser, sodass die Einsatzkräfte das Öl sammeln konnten. Anschließend musste es nur noch abgeschöpft und entsorgt werden.
Polizeihubschrauber in der Luft
Während des Feuerwehr-Einsatzes verließ kein Zug den Horber Bahnhof, und keiner fuhr ein: Bis kurz vor 17 Uhr ruhte der Schienenverkehr nach Angaben der Deutschen Bahn am gestrigen Donnerstag. Dafür konnte ein Polizeihubschrauber über Horb gesichtet werden. Dieser war nicht etwa wegen des Öls im Neckar im Einsatz: „Der Hubschrauber hatte Spezialkräfte der Bahnpolizei an Bord. Sie sollten herausfinden, wie es zu dem folgenschweren Unfall kommen konnte“, erklärte der Sprecher der Bundespolizei, Dieter Huth, auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE. Ein Ergebnis der Untersuchung steht noch aus.Verkehr stundenlang behindert
Der Schienenverkehr in und nach Horb war teilweise bis 20 Uhr am Abend gestört. Zwar meldete die Bahn bereits gegen 17 Uhr, dass Gleis 1, 2 und 5 wieder frei seien und somit die Strecken Eutingen-Horb-Rottweil, Horb-Hochdorf-Pforzheim und Horb-Tübingen wieder befahrbar waren. Dennoch zogen sich die Störungen noch einige Stunden hin. Die Bahn hatte Ersatzverkehr eingerichtet.Ein Sprecher der regionalen Pressestelle der Deutschen Bahn in Stuttgart konnte am Abend dennoch für ein wenig Klarheit sorgen. Auch wenn der eigentliche Grund für den entgleisten Zug noch immer nicht gefunden wurde, erklärte er: „Der Zug stand nicht so auf der Strecke, dass man ihn hätte anheben müssen.“ Daher konnte auch, anders als zunächst befürchtet, eine relativ schnelle Rückkehr zur gewohnten Schienenführung erreicht werden.
Das Ausmaß der Umweltschäden, die durch den ausgetretenen Dieselkraftstoff entstanden sind, lässt sich zur Zeit noch nicht abschätzen.