Dußlingen

Treuhänderschaft

Das Wohnraumbündnis Tübingen hat rund 150 Häuser und Hunderte Wohnungen aufgelistet, die in Tübingen seit langer Zeit leerstehen. Die Stadt setze alle Mittel ein, die ihr zur Verfügung stünden, erklärte dazu OB Boris Palmer („Enteignungen sind kein Thema“, 16. Oktober).

19.10.2018

Von Paul Rodermund, Dußlingen

In Tübingen stehen zahlreiche Häuser und Wohnungen leer und verfallen zusehends. Mit dem Zweckentfremdungsverbot besteht ein Druckmittel, diesen Leerstand zu beenden. OB Palmer behauptet, die Mittel seien voll ausgeschöpft worden. Das ist leider nicht einmal für den Gemeinderat ersichtlich. Sollte dem so sein, dann ist das Zweckentfremdungsverbot in seiner aktuellen Fassung offenbar ungenügend.

Denn anders als Palmer behauptet, besteht schon seit Jahren Notstand auf dem Tübinger Wohnungsmarkt! Die Mieten steigen, immer mehr Menschen geben immer mehr ihres Einkommens für die Miete aus, nur um ihre Wohnung nicht zu verlieren. Wer umziehen muss, muss lange suchen, viel Glück haben, oder ins Umland ziehen. Zusätzlich kommen aktuell wieder Tausende neuer Studierende nach Tübingen, deren WGs mit Familien konkurrieren, weil es zu wenige Wohnheimplätze gibt.

Nur weil ein Wohnungsproblem besteht, gibt es Schwierigkeiten, Neuhinzukommende unterzubringen, wie die Studierenden! Jetzt müssen Maßnahmen ergriffen werden, wenn wir nicht wollen, dass Wohnungssuchende gegeneinander ausgespielt werden. Eine konsequente Bekämpfung von Leerstand und anderen Zweckentfremdungen ist das Gebot der Stunde. Dafür sind auch Enteignungen ein geeignetes Mittel. In Hamburg wurden letztes Jahr sechs Wohnungen, die der Eigentümer vorsätzlich leerstehen ließ, unter Treuhänderschaft gestellt, renoviert und vermietet. Das wünschen wir uns auch in Tübingen!