Kommentar · Urteil

Trauerspiel mit Fortsetzung

Bei Nicolas Sarkozy und der Justiz seines Landes handelt es sich um einen verbissenen Zweikampf, der mittlerweile in die neunte Jahresrunde geht. In rund einem Dutzend Affären, in die der Ex-Präsident angeblich verwickelt ist, wurden seit dem Ende seiner Amtszeit 2012 Ermittlungsverfahren eingeleitet.

02.03.2021

Von PETER HEUSCH

Paris. Doch nach der Einstellung von fünf dieser Verfahren sowie einem Freispruch in der schlagzeilenträchtigen Bettencourt-Affäre zog „Sarko“ nun erstmals den Kürzeren.

Wegen Bestechung eines Pariser Gerichts zu drei Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt worden zu sein, ist eine bittere Schmach für den schillernden Neo-Gaullisten. Und ganz unabhängig davon, dass der Verurteilte wohl keinen Tag hinter Gittern wird absitzen müssen, ist der Imageschaden gewaltig. Nicht allein für Sarkozy wohlgemerkt, sondern zwangsläufig auch für das Land, das er sieben Jahre lang als Staatsoberhaupt repräsentierte.

Sarkozy hat immer noch zahlreiche Anhänger, die an seine Integrität glauben. Allen übrigen jedoch gilt er nun als weiterer Beweis für das links des Rheins weit verbreitete Vorurteil, dass die gesamte nationale Polit-Elite korrupt sei. 14 Monate vor den nächsten Präsidentschaftswahlen ist das ein guter Grund für Rechts- wie Linkspopulisten, sich die Hände zu reiben.

Wobei das als Mehrteiler angelegte Trauerspiel keineswegs zu Ende ist. Nicht nur, dass Sarkozy in Berufung geht. In zwei Wochen wird zudem ein weiterer Prozess gegen ihn eröffnet, diesmal wegen illegaler Wahlkampffinanzierung. Zwar ist ungewiss, welche Ergebnisse die übrigen noch laufenden Ermittlungen bringen. Aber eine zehnte, elfte oder gar zwölfte Runde sind wahrscheinlich.