Königshaus

Trauer um den Patriarchen

Wie er es sich gewünscht hatte, bleibt Prinz Philip wegen der Pandemie viel „Gedöns“ bei der Beisetzung erspart.

12.04.2021

Von HENDRIK BEBBER

Menschen im Königreich erinnern an den verstorbenen Prinz Philip. Viele legten vor dem Buckingham Palace Blumen nieder. Auch Corona-Beschränkungen konnten sie davon nicht abhalten. Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa

Menschen im Königreich erinnern an den verstorbenen Prinz Philip. Viele legten vor dem Buckingham Palace Blumen nieder. Auch Corona-Beschränkungen konnten sie davon nicht abhalten. Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa

Ich bin nur „ein diskreditierter Balkanfürst ohne besondere Verdienste oder Auszeichnungen“, beschrieb sich Prinz Philip mit dem ihm eigenen Sarkasmus. Die Welt ist anderer Meinung und von Wladimir Putin bis zu allen noch lebenden US-Präsidenten wurde seine Persönlichkeit und seine Bedeutung in den höchsten Tönen gelobt. Angela Merkel bleiben „Seine Freundschaft zu Deutschland und sein Pflichtbewusstsein unvergessen“. Freilich wurde sie nicht einmal von dem fließend Deutsch sprechenden Prinzen wie einst Helmut Kohl mit „Guten Tag, Herr Reichskanzler“ vergrätzt.

So sang und klanglos, wie er es sich gewünscht hatte, kann sich Prinz Philip nicht vom Königreich verabschieden, das er über sieben Jahrzehnte hinweg an der Seite der Queen prägte. Wegen der Corona- Einschränkungen fällt der öffentliche Trauerzug durch die Straßen Londons aus. Doch immerhin donnerten von Großbritannien bis nach Australien die Kanonen und auch die Kriegsschiffe der „Royal Navy“ feuerten auf den Weltmeeren den letzten Ehrensalut für ihren „obersten Seelord“. Viele Briten ließen es sich nicht nehmen, Blumen an den Gittern von Schloss Windsor und des Buckingham-Palastes niederzulegen. Sie wurden mit dem Hinweis auf die gebotene „soziale Distanz“ schnell wieder weggeräumt. Beileidsbekundungen sind nur virtuell auf der eigens eingerichteten Webseite des Königshauses möglich.

Dem Herzog von Edinburgh war alles „Gedöns“ um seine Person zuwider. Viele junge Leute erinnern sich jedoch dankbar, wie sehr der „Duke of Edinburgh Award“ ihr Leben positiv beeinflusst hatte. Philip setzte sich stark für soziale Randgruppen und ethnische Minderheiten ein. Die Ausbildung und das Selbstbewusstsein von mehr als 100 000 jungen Leuten wurde durch Sport- und Freizeitaktivitäten gefördert. Das ist wohl das stärkste Vermächtnis von Prinz Philip, der durch seine eigene Ausbildung an Schulen des deutschen Pädagogen Kurt Hahn in Salem und in Schottland inspiriert wurde.

Seine Jahre als Marineoffizier machten Prinz Philip zu einem blendenden Organisator und technischen Tüftler. So entwarf er auch den Umbau seines Geländewagens, der seinen Sarg nun von der Privatkapelle in Schloss Windsor zu der Beisetzungsfeierlichkeit in der Hauptkirche der königlichen Residenz überführen wird. Seine Söhne und seine Tochter folgen ihm zu Fuß auf diesem kurzen letzten Weg. In der St. Georgskapelle wird die Königin auf ihren „ geliebten Mann“ warten, der wie sie sagt „der Anker meines Lebens“ war. Die Bestattungszeremonie wird ab 15 Uhr live in RTL übertragen.

Harry kommt zur Beisetzung

Prinz Harry hat sich bereits in Kalifornien in Quarantäne begeben, um den Regeln die Beisetzung zu genügen, an der nach der Corona-Verordnung nur 30 Personen teilnehmen dürfen. Seine Frau Meghan, die wegen ihres TV- Interviews für eine Vertrauenskrise in der königlichen Familie sorgte, wird nicht dabei sein. Ihr Arzt hat ihr wegen fortgeschrittener Schwangerschaft dringend von der Reise abgeraten.

Hofbeobachter glauben, dass die Beisetzung des Patriarchen Frieden in der königlichen Familie schaffen kann, was auch das Bemühen von Prinz Philip war. Als alter Seebär rappelte er sich nach den Skandalen, Affären und Scheidungen seiner Kinder auf und blieb mit seiner Frau das untadelige Symbol für Stabilität und Pflichterfüllung der Monarchie. Offiziell herrscht nun eine 30-tägige Staatstrauer, während der die Flaggen auf Halbmast wehen.

Salutschüsse für den verstorbenen Herzog von Edinburgh. Zu Lande und zu Wasser donnerten Kanonen.   Foto: Dominic Lipinski/PA/dpa

Salutschüsse für den verstorbenen Herzog von Edinburgh. Zu Lande und zu Wasser donnerten Kanonen. Foto: Dominic Lipinski/PA/dpa

Immer wieder legen Menschen vor dem Buckingham Palace Blimen nieder. Sie trauern um Prinz Philip. Foto: Glyn Kirk/afp

Immer wieder legen Menschen vor dem Buckingham Palace Blimen nieder. Sie trauern um Prinz Philip. Foto: Glyn Kirk/afp

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Erstellt:
12.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 12.04.2021, 06:00 Uhr

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