Ob Stabhochsprung oder Mehrkampf: Deutsche Leichtathleten wie Holzdeppe haken Rio ab

Tragende Rollen haben andere

Im Mehrkampf und im Stabhochsprung holten einst die Deutschen Medaillen. Heute haken Jennifer Oeser und Raphael Holzdeppe Olympia schnell ab.

15.08.2016

Von SID

Stabhochspringer Raphael Holzdeppe schied schon in der Qualifikation aus und enttäuschte damit auf ganzer Linie. Foto: dpa

Stabhochspringer Raphael Holzdeppe schied schon in der Qualifikation aus und enttäuschte damit auf ganzer Linie. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Siebenkämpferin Jennifer Oeser strahlte nach ihrem Abschied von der Olympia-Bühne. Mit 6420 Punkten hatte sich die 32-Jährige bei den Spielen in Rio noch einmal auf einen beachtlichen neunten Platz vorgekämpft und war begeistert. „Ich wollte allen zeigen, dass meine Nominierung richtig war. Noch einmal Olympia und dann eine Top-Ten-Platzierung – ich bin glücklich“, sagte die Athletin aus dem hohen Norden, die für Bayer Leverkusen startet. Dass sie hinter der fünftplatzierten Carolin Schäfer (Friedrichstein/6540 Punkte) nur zweitbeste Deutsche wurde, „stört mich überhaupt nicht“, sagte die ehrgeizige Mehrkämpferin.

Über Jahre war Oeser eine tragende Rolle im deutschen Mehrkampf. Ein Höhepunkt war der zweite Platz bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin. Selbst ein Sturz im abschließenden 800-m-Lauf konnte sie bei ihrer Jagd nach Silber nicht stoppen.

Nun neigt sich die Karriere der Bundespolizistin dem Ende zu. „Ich gebe hier noch nicht definitiv mein Karriereende bekannt“, sagte Oeser. „Aber all zu lange werde ich nicht mehr dabei sein. Vielleicht greife ich noch einmal bei der WM im kommenden Jahr in London an.“

Stabhochspringer Raphael Holzdeppe dürfte auch nach vorne blicken, aber erst muss er einmal alles sacken lassen. Denn der Holzdeppe von Rio ist nach dem Qualifikations-Aus nur ein Schatten seiner selbst. Seit seiner Bronzemedaille bei Olympia 2012 in London war er praktisch eine Medaillenbank gewesen. 2013 holte er WM-Gold und 2015 Silber. „Ein guter Sprung ist mir gelungen“, sagte der 26-Jährige nach dem Aus in Rio. Den dritten Versuch über 5,45 m meinte Holzdeppe, mit dem er sich noch einmal im Wettbewerb hielt, ehe er dann dreimal an 5,60 m scheiterte. Sechs Sprünge, fünf Nieten: Symptomatisch für eine Saison, in der Holzdeppe nach hartnäckigen Verletzungsproblemen nie in Form gekommen war.

„Natürlich bin ich enttäuscht. Wenn man so ein Finale verpasst, ist die Stimmung schlecht“, sagte er. Dabei hatte Holzdeppe noch kurz vor den Spielen öffentlich Medaillenambitionen geäußert. „Ich will in diesem Jahr auf dem Treppchen stehen, mir keine Grenzen setzen und das Maximum rausholen“, hatte er gesagt. Was damals noch selbstbewusst klang, wirkt im Nachklapp wie eine völlige Verkennung seiner augenblicklichen Fähigkeiten. Nicht nur wegen Holzdeppes völlig verkorksten Wettkampfes scheint offenkundig, dass sich der deutsche Stabhochsprung, zuletzt 20 Jahre lang seine Domäne, auf dem Weg in die Krise befindet. Auch die Leverkusener Tobias Scherbarth und Karsten Dilla kamen in Rio nicht über 5,45 m hinaus. Das heutige olympische Finale ist das erste seit 1992, das ohne deutsche Beteiligung über die Bühne geht. Nur mit Mühe hatte der DLV überhaupt ein Stab-Trio für die Rio-Reise zusammenbekommen, Holzdeppe durfte sogar ohne Normerfüllung mit. Vorbei die Zeiten, in denen sich die Springer der Höhenkategorie 5,80 bis 6,00 m in Deutschland auf den Füßen standen. Einzig Hoffnung macht, dass Holzdeppe mit seinen 26 Jahren immer noch ein junger Springer ist. Und sich selbst noch lange nicht abschreibt: „Ab Herbst bereite ich mich auf London vor.“