Radsport

Tony Martin will nach der WM aufhören

Beim WM-Zeitfahren wird der deutsche Profi Sechster. Am Mittwoch soll dann Schluss sein.

20.09.2021

Von sid

Brügge. Tony Martin hatte seinem Körper noch einmal alles abverlangt. Mit hohem Puls schnappte der deutsche Radprofi im Ziel noch Luft und hielt sich auf dem Boden liegend völlig erschöpft die Hände vors Gesicht. Im letzten Einzelzeitfahren der Karriere war Vollgas die einzige Option.

Zum Auftakt der WM in Belgien, dem finalen Wettkampf seiner erfolgreichen Laufbahn, belegte der viermalige Weltmeister am Sonntag in 49:05 Minuten den sechsten Platz. Das Regenbogentrikot sicherte sich Titelverteidiger Filippo Ganna (47:47). Der Italiener verwies die Belgier Wout Van Aert (+0:05 Minuten) und Remco Evenepoel (+0:43) auf die Plätze. Der zweite deutsche Starter Max Walscheid (Neuwied/+ 1:53 Minuten) wurde Elfter.

Am Mittwoch startet Martin noch mit der Mixed-Staffel. Danach ist Schluss. Der deutsche Radsport verliert eine seiner wichtigsten Persönlichkeiten. „Eine solch weitreichende Entscheidung fällt mir natürlich nicht leicht. Der Radsport hat den Großteil meines bisherigen Lebens geprägt. Mit Höhen und Tiefen, großen Erfolgen und Niederlagen, Stürzen und Comebacks“, sagte Martin.

Flache und lange Rennen gegen die Uhr waren seit jeher seine Spezialität. Über Jahre war Martin – Spitzname „Panzerwagen“ – der weltweit dominante Fahrer auf diesem Terrain, wurde viermal Weltmeister (2011 bis 2013, 2016). 2012 wurde er in London Olympiazweiter. Bei den deutschen Meisterschaften triumphierte er zehn Mal. Doch die Jahre haben Spuren hinterlassen. In den letzten Monaten habe er vermehrt an die Zeit nach dem Sport gedacht: „Dazu haben auch die schweren Stürze in dieser Saison beigetragen, nach denen ich mir die Frage gestellt habe, ob ich das Risiko, welches unser Sport mit sich bringt, weiterhin bereit bin einzugehen.“